Die Preise für deutsche Wohnimmobilien sind in den vergangenen Monaten stark gesunken. Laut dem deutschen Statistischen Bundesamt wurden Häuser und Wohnungen im Jahr 2023 um 8,4 Prozent billiger. Das war der stärkste Rückgang im Jahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Hauptgrund sind die kräftig gestiegenen Zinsen, die Kredite verteuern.

Die Preise fallen in Deutschland weiter, die Transaktionen springen noch nicht an.
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Die Preise für Bestandsimmobilien lagen Ende 2023 im Schnitt um 14 Prozent unter dem Höchststand im Frühjahr 2022, heißt es in einer Studie der Commerzbank, die kürzlich präsentiert wurde. Bei Neubauten fielen die Preise demnach nur um fünf Prozent. Während unsanierte Häuser mit hohem Energieverbrauch deutlich an Wert verloren haben, gab es bei modernen, energieeffizienten Gebäuden wenig Preisnachlässe.

Wenige Transaktionen

Der Preistrend dürfte nach Einschätzung der Commerzbank noch eine Zeitlang so weitergehen. "Geringe Umsätze deuten auf weiteres Abwärtspotenzial", heißt es in der Studie. Trotz gesunkener Preise sei die Zahl der Transaktionen am Häusermarkt weiter deutlich geringer als vor dem Zinsanstieg. Offenbar klaffe zwischen den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern noch eine große Lücke.

Viele Menschen könnten den Immobilienkauf zu aktuellen Zinsen nicht finanzieren, während Eigentümer nicht spürbar im Preis heruntergehen wollten. Das weitere Abwärtspotenzial für Bestandsimmobilien liegt nach Ansicht der Commerzbank bei fünf bis zehn Prozent unter Berücksichtigung der Kosten für energetische Sanierungen. Stiegen die Einkommen weiter ordentlich und blieben die Zinsen für 10-jährige Kredite etwa auf dem aktuellen Niveau von rund 3,5 Prozent, würde ein Preisrückgang um fünf Prozent reichen, um die Erschwinglichkeit zu Jahresende auf ein ähnliches Niveau wie zu Beginn des Immobilienbooms 2010 zu drücken. Zusätzliches Abwärtspotenzial für Bestandsimmobilien ergebe sich aber aus dem Unsicherheitsfaktor Sanierungskosten, so die Autoren.

Für eine Preisstabilisierung spreche, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten bei Banken laut Umfragen zuletzt wieder gestiegen sei. "Kommt es nicht zu einem neuerlichen merklichen Zinsanstieg, dürften sich die Preise um den Jahreswechsel stabilisieren", hieß es in der Studie. Anders sehe es bei Neubauten aus: Hier dürften die Verkäufer angesichts enorm gestiegener Baukosten kaum zu spürbaren Preiszugeständnissen bereit sein.

Vonovia: Talsohle "greifbar"

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia, dem auch die österreichische Buwog gehört, erwartet aber ein baldiges Ende des Preisverfalls. Die Talsohle bei der Wertentwicklung sei "greifbar", erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag. "Eine Rückkehr zum Wachstumskurs ist in Sicht."

Der Konzern hatte in der Vergangenheit wegen der Immobilienkrise sein Immobilien-Portfolio immer wieder abwerten müssen und deshalb Milliarden-Verluste verzeichnet. Dies ist nun vorbei: Der Wert des Portfolios sei stabil, "eine Neubewertung zum Quartal war nicht erforderlich." Vonovia schrieb damit im ersten Quartal einen Gewinn von 335,5 Millionen Euro – nach einem Verlust von rund zwei Milliarden Euro vor Jahresfrist.

Und Vonovia steht mit seiner Hoffnung auf ein Ende der Krise nicht allein. Bei Wohnimmobilien könnte es auch laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VdP) heuer Besserung geben. Mit der erwarteten Zinswende der EZB werde womöglich bei den Wohnimmobilien im zweiten Halbjahr eine Stabilisierung der Preise einsetzen, prognostizierte der Verband. "Das Geschäftsjahr 2024 bleibt für alle Akteure an den Immobilienmärkten auf jeden Fall herausfordernd," hatte VdP-Präsident Gero Bergmann gesagt. "Die Korrekturphase ist noch nicht abgeschlossen, wir haben noch keine Bodenbildung erreicht." (red, 30.4.2024)