Der frühere Trump-Anwalt Michael Cohen am Dienstagvormittag auf dem Weg zum Gericht.
Der frühere Trump-Anwalt Michael Cohen blickt auf schwierige Jahre zurück.
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Zwei, die sich nicht riechen können und am Ende doch zusammenfinden: Das wäre der klassische Beziehungsplot in der Hollywoodvariante. Bei Michael Cohen und Donald Trump lief es umgekehrt: Maximale Hingabe und wohl auch maximales Vertrauen mündeten in eine öffentlich ausgetragene Männerfeindschaft, die nun sogar im Gerichtssaal eine Bühne fand.

Aufgewachsen ist der ehemalige Trump-Anwalt Michael Cohen auf Long Island in New York, als Sohn einer Krankenschwester und eines Arztes, der als jüdischer Flüchtling während des Zweiten Weltkriegs in die USA emigrieren konnte. Nach Beendigung seines Jusstudiums stieg Cohen in eine Anwaltskanzlei sowie ins New Yorker Taxigeschäft ein und beteiligte sich an diversen Immobiliendeals, die ihn auch in das Umfeld von Donald Trump brachten.

2006 kam er zur Trump-Organisation und wurde bald deren Vizepräsident. Als Anwalt wurde er als Trumps Pitbull bekannt, als Mann fürs Grobe, als "Fixer", der für den Chef Probleme aus dem Weg räumte und in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich war. Die Einschüchterung von Leuten, die Trump im Weg standen, gehörte ebenso dazu wie die Zahlung von Schweigegeld, etwa an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels.

Umstrittene Zahlung

Diese hatte vor der Präsidentschaftswahl 2016 öffentlich von einer früheren Affäre mit dem Kandidaten Trump berichtet. Cohen handelte mit ihr ein Abkommen aus, in dem sie sich gegen die Zahlung von 130.000 Dollar verpflichtete, die Angelegenheit nicht weiter breitzutreten. Illegal war das nicht, sehr wohl aber die Maskierung des Geldflusses über Cohen persönlich – als Anwaltskosten.

2018 behauptete Cohen, Trump habe von der Transaktion nichts gewusst. Nun, 2024, beim Prozess gegen Trump, klingt das anders: Trump habe ihn mit der Zahlung beauftragt: "Just do it!", soll er gesagt haben. Mach es einfach!

Zwischen den beiden Aussagen liegen schwierige Jahre, die Cohen teils im Gefängnis oder im Hausarrest verbracht hat: Im Dezember 2018 war er unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Spurlos ging das nicht an ihm vorüber. Einst war er Trump so treu ergeben, dass er sich "vor ihm in die Schusslinie geworfen" hätte. Inzwischen nennt er ihn einen Hochstapler, Lügner und Rassisten. (Gerald Schubert, 14.5.2024)