Hannes Koza hat aus einer für ihn heiklen Lage Profit geschlagen: Er konnte in Vösendorf nicht nur seinen Bürgermeistersessel verteidigen, sondern kann künftig mit der absoluten Mehrheit im Gemeinderat auch Entscheidungen im Alleingang treffen. Die gefälschte Rechnung des Bürgermeisters kümmerte halb Vösendorf nicht, und die Opposition blieb weit abgeschlagen auf der Strecke.

Die Kritik der Oppositionsparteien an Koza reichte schlichtweg nicht aus, und die eigenen Inhalte kamen beim Wähler nicht an. Viele machten ihr Kreuz lieber bei Koza, der oft nur davon sprach, was er alles in der Vergangenheit hatte umsetzen können.

Hannes Koza bleibt auch die nächsten fünf Jahre in seinem Bürgermeisterbüro in Vösendorf.
@Christian Fischer

Das ist nicht nur ein Armutszeugnis für die politische Konkurrenz, die einen politischen Skandal nicht für sich nutzen konnte, sondern auch ein Warnsignal für die anstehende Nationalratswahl. Denn im Wahlkampf wird derzeit viel zu oft ein Kanzler Herbert Kickl (FPÖ) als Teufel an die Wand gemalt, statt sich mit Inhalten zu befassen. Die Wahl in Vösendorf zeigt aber, dass strafrechtliche Ermittlungen oder scharfe Kritik am politischen Gegner den Wähler nicht immer interessieren.

Es ist also zu riskant, sich darauf zu verlassen, dass die Spionageaffäre oder ein lautstarkes Verteufeln der FPÖ den Freiheitlichen schaden könnten. Darum ist es jetzt an der Zeit, mehr über Inhalte zu reden, ein anständiges Programm zu bieten und auf eine Schlammschlacht zu verzichten. Das bewegt die Wählerinnen und Wähler mehr. (Max Stepan, 6.5.2024)