Conchita-Wurst-Puppe.
Auch Conchita Wurst ist im Haus der Geschichte als Puppe vertreten.
Markus Guschelbauer

Die Selbstdefinition des Song Contest ist von Beginn an die eines unpolitischen Wettbewerbs der Lieder. Die gelebte und politische Realität sah seit dem ersten Contest 1956 immer schon anders aus. In der Geschichte des Song Contest finden sich viele politische Debatten und Ereignisse widergespiegelt. Diese Diskrepanz begleitet die Besucher, die an der Führung zur Song Contest-Geschichte teilnehmen. Dieser Rundgang geht Fragen nach wie: Wer darf am Eurovision Song Contest teilnehmen? Wo versteckt sich politische Kritik in Liedern über Liebe oder Wetter? Und wie inszeniert man sich als Land besonders offen, modern und unschuldig?

An mehreren Stationen erfährt der Besucher etwa, wie der portugiesische Song-Contest-Beitrag E depois do adeus von Paulo de Carvalho die Nelkenrevolution 1974 im Land einläutete, wie frühere Wettbewerbe mit Diktaturen in Europa umgingen, was Tini Kainrath (Rounder Girls, 2000) mit den Töchtern in der Hymne zu tun hat und was Conchitas Sieg vor zehn Jahren in Kopenhagen gesellschaftspolitisch für Österreich bedeutete.

Die Führungen in der Wiener Hofburg, in der das hdgö angesiedelt ist, bedeutet auch eine Heimkehr. 1967 fand der Eurovision Song Contest genau hier statt. Mit der Britin Sandie Shaw und ihrem Song Puppet on a String gewann damals, nach Jahren der Chanson-Dominanz, Popmusik, barfuß vorgetragen. In einer Show, die imperial glänzen wollte. (Marco Schreuder, 7.5.2024)