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Es muss nicht immer noch eine Luxusyacht sein, denkt manch deutscher Millionär.

Foto: EPA/ROLAND WEIHRAUCH

Steuern sparen, das ist auch in Deutschland ein richtiggehender Volkssport. Dem Fiskus so wenig wie möglich in den Rachen zu schieben ist für viele Bundesbürger oberste Devise, wenn sie ihre jährliche Steuererklärung machen.

Dieter Lehmkuhl hingegen gehört einer seltenen Spezies an. Er würde gerne freiwillig mehr Steuern zahlen. Zu geben hätte er einiges, er schätzt sein eigenes Vermögen auf 1,5 Millionen Euro - nicht nur, weil er der 71-jährige Berliner als Psychiater zeit seines Berufslebens gut verdient hat, sondern auch, weil er Erbe ist.

"Meine Familie hatte zunächst selbst eine Brauerei und investierte später in Aktien", sagt er. Davon profitiert er, und er würde gerne andere daran teilhaben lassen. Er sagt ganz klar: "Ich zahle zu wenig Steuern. So wie viele Reiche, die ihr Geld ja meist geerbt haben." Mit Gleichgesinnten initiierte Lehmkuhl 2009 den "Appell für eine Vermögensabgabe". 64 vermögende Deutsche haben diesen bis heute unterzeichnet.

Investitionen etwa in Ökologie

Ihre Forderung: Wer mehr als 500.000 Euro besitzt, soll zunächst zwei Jahre lang fünf Prozent davon an den Staat abgeben, danach unbefristet ein Prozent Vermögenssteuer bezahlen. Das Geld, so wünscht man es sich, möge gezielt in den ökologischen Umbau der Wirtschaft, in Personal für Bildungs-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen fließen.

Eigentlich müsste sich Lehmkuhl nicht auf den Staat verlassen. Er könnte sein Geld spenden, was er auch reichlich tut. Aber das ist für ihn nicht das Gleiche, er will, dass der Staat Reiche in die Pflicht nimmt. "Steuern sind Gemeinwohlabgaben, kein Raub am Bürger", sagt er und zitiert Oliver Wendell Holmes, jenen Richter des US-Supreme-Court, der 1870 erklärte: "Ich zahle gern Steuern. Damit erkaufe ich mir ein Stück Zivilisation."

Vermögen ungleich verteilt

Ursprünglich wollten die zahlungswilligen Reichen mit ihrem Geld die Folgen der Finanzkrise abmildern. Mittlerweile jedoch hat sich ihre Motivation geändert. "Es geht uns um mehr Gerechtigkeit, denn Vermögen sind in Deutschland äußerst ungleich verteilt", sagt Lehmkuhl.

Vor kurzem erst hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnet, dass das reichste Prozent der Deutschen noch mehr Vermögen hat als bisher gedacht. Es verfügt über 31 bis 34 Prozent des Gesamtvermögens. Zehn Prozent der Haushalte besitzen zwischen 63 bis 74 Prozent des Kapitals.

Eigentlich gibt es in Deutschland eine Vermögenssteuer. Doch sie wurde nach einem Urteil des Verfassungsgerichts von der CDU/FDP-Regierung unter Helmut Kohl ausgesetzt und wird seit 1997 nicht mehr erhoben. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 14.3.2015)