Linz - Die Kritiker von Linz 2009 Europäische Kulturhauptstadt, die in der Initiative "Linz0nein" zusammenarbeiten, haben sich am Freitag in Buchform zu Wort gemeldet. Ab sofort ist das "Programmbuch 4/3" erhältlich. Es enthält am Beispiel von 75 bei Linz09 abgelehnten oder zurückgezogenen Projekten Systemkritik am Kulturhauptstadtjahr.
Das Buch, das seinen Titel von den davor veröffentlichten drei Programmbüchern von Linz09 ableitet, enthält neben der Vorstellung von nicht verwirklichten Projekten Artikel von Marlene Streeruwitz, Niko Wahl, Hans Christian Schiff und Tanja Brandmayr sowie Textbeiträge der Herausgeber Belinda Hofer und Robert Hinterleitner. Darin gibt es massive Kritik an den Mechanismen der Entscheidungs- und Machtstrukturen sowie den Arbeitsbedingungen der Kulturschaffenden bei Linz09. Bei Zulassung - und damit zumindest teilweisen Finanzierung - der Projekte zum offiziellen Programm hätten nicht nur objektive Kriterien wie Professionalität oder Internationalität eine Rolle gespielt, sondern auch etwa die Wirtschafts-Tauglichkeit im Hinblick auf die Suche nach Sponsoren.
Hinterleitner verweist darauf, dass er für seinen Kulturverein heuer überhaupt keine Bundessubvention erhalte, damit falle aber die Hälfte des Gesamtbudgets aus. Es stehe im Raum, dass das ganze verfügbare Geld in Linz09 fließe, immerhin beteilige sich der Bund dort mit 20 Millionen Euro.
Ideen mit Sprengkraft
Unter den im Buch angeführten Projekten befindet sich unter anderem das Vorhaben, ein Modell des "Lentos Kunstmuseum Linz" zu sprengen. Die Ablehnung erfolgte mit der Begründung, es handle sich dabei um einen "Gewaltakt, der nicht unkommentiert als Spektakel gefeiert werden kann". Auch das Projekt "97 Lovers" zum Thema Prostitution wurde abgelehnt. Eine Frau mit dem Künstlernamen "Silvia Sun" wollte dabei den Blickwinkel auf Bordellbesucher richten und damit ein "Paralleluniversum sichtbar machen".
Der Umschlag von "Programmbuch 4/3" ist nicht wie ursprünglich geplant von den Linz09-Büchern geklont, sondern in noblem Gold gehalten und soll damit die Wertigkeit der nicht verwirklichten Projekte heben. "Es ist nicht das Buch der Loser", betont Hinterleitner. Er bezieht darin auch mögliche künstlerische Extrempositionen zu Linz09. Unter anderem den "Eskapismus" - das Warten auf 2010, das Jahr wenn Linz nicht mehr Kulturhauptstadt Europas ist. Deswegen gibt es auf der Homepage auch einen Countdown zum Jahresende. (APA)