Gewürze wie Zimt, Chili, Ingwer, Curry, Pfeffer, Anis, Kümmel oder Koriander wärmen von innen.

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Süß und wärmend zugleich: Maroni.

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Die kalte Jahreszeit hat ihren Höhepunkt erreicht. Draußen ist es kühl und nass, kalte Finger und Zehen gehören bei vielen Menschen zum Winter-Alltag. Dagegen lässt sich etwas machen, betont die TCM-Ernährungsberaterin Claudia Nichterl. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Nahrungsmittel nach ihrem Temperaturverhalten, ihrem Geschmack und ihrer Wirkrichtung kategorisiert. Lebensmittel werden in heiß, warm, neutral, erfrischend und kalt eingeteilt – je nachdem, wie sie auf unseren Körper wirken.

Energie-Fluss im Körper aktivieren

Gerade im Winter sollten Menschen, die leicht frieren, Lebensmittel zu sich nehmen, die dem Körper Wärme abgeben. "Wenn Menschen kalte Finger und Zehen haben, leiden sie aus Sicht der TCM meistens an einer Stagnation, einer Blockade. Der Energie-Fluss im Körper stockt und kann nicht mehr alle Körperteile ausreichend mit Energie und somit mit Wärme versorgen", erklärt Nichterl. Hier gelte es einerseits, zu wärmenden Lebensmitteln zu greifen, andererseits aber auch den Energiefluss durch körperliche Aktivität in Bewegung zu bringen.

Wärmende Lebensmittel

Egal ob Fleisch, Beilagen, Gemüse, Getränke oder Gewürze: wärmende Lebensmittel gibt es zu jeder Jahreszeit. Das Fleisch betreffend, hat vor allem rotes Fleisch wie Rind, Schwein, Lamm, Wild und Ente eine wärmende Wirkung. Walnüsse, Maroni und Haselnüsse wärmen ebenfalls von Innen. Getreide wie Reis, Hirse oder Dinkel, das in seiner Wirkung an sich neutral ist, kann durch Anrösten und anschließendes Kochen eine erwärmende Wirkung verliehen werden.

Nicht zu vergessen sind die traditionellen Wintergemüse wie Rote Rüben, Kohl, Rot- und Sauerkraut, Kürbis, Lauch und Zwiebel. Diese Gemüsesorten sind zusätzlich wichtige Vitamin-Lieferanten und stärken die Abwehrkräfte.

Gewürzen kommt im Winter ebenfalls eine besondere Bedeutung zu. So heizen Zimt, Fenchel, Anis, Sternanis, Gewürznelken, Kardamon, Chilli, Pfeffer, Ingwer oder Knoblauch unserem Körper ein. "Diese Gewürze werden auch nach unserer Tradition schon seit Generationen in der kalten Jahreszeit vermehrt verwendet. Sei es im Glühwein, im Lebkuchen oder in der Weihnachtsbäckerei", erklärt Nichterl.

Ein Häferl Punsch schadet nicht

Was die Getränke anbelangt, wärmen Kräutertees mit Fenchel, Anis, Kümmel, Zimt, Nelken, Ingwer und Kardamon. Im Yogitee etwa, sind viele dieser Gewürze vereint. Aber auch heißes Wasser kann mit Gewürzen wie Ingwer oder Zimt wärmend aromatisiert werden.

Der Wirkung von Alkohol kann aus Sicht der TCM in Maßen ebenfalls Positives abgewonnen werden. "Wer friert, dem tun kleine Mengen Alkohol meist recht gut. Vor allem bei einer beginnenden Erkältung kann ein Tee mit Rum schon Wunder wirken", erklärt Nichterl.

Einem Häferl Glühwein oder Punsch sei ebenfalls nichts entgegen zu setzen. "Diese Getränke gehören bei uns wie die Weihnachtsbäckerei traditionell zur Vorweihnachtszeit und das nicht ohne Grund: Wenn man es in der kalten Jahreszeit im Freien aushalten möchte, braucht man nicht nur warme Kleidung, sondern sollte sich auch von innen wärmen – Alkohol besitzt diese Wirkung. Kombiniert mit den klassischen Glühwein- und Punschgewürzen wie Zimt und Nelke wird dies noch forciert", so die Ernährungswissenschafterin. Zu beachten sei allerdings, dass warmer Alkohol und ein hoher Zuckerzusatz die Alkoholaufnahme wegen der verstärkten Magen-Darm-Durchblutung beschleunigt und schneller betrunken macht.

Wie die Wärme in den Körper kommt

Warum einige Nahrungsmittel unseren Körper Wärme abgeben, hängt unter anderem von ihrem Aroma bzw. ihrem Geschmack und auch von der Zubereitungsart ab. Lebensmittel, die gekocht, gedünstet, gebraten, geschmort oder gebacken werden, geben dem Körper Wärme-Energie ab und sind im Winter dem Konsum von Rohkost vorzuziehen. Beispielsweise wirke der neutrale Lachs durch Braten wärmend, Lachs-Sushi in Kombination mit kalt wirkender Sojasauce hingegen kühle.

Bei Lebensmitteln oder Getränken, die temperaturmäßig kühl sind und darüber hinaus eine kühlende thermische Wirkung aufweisen – etwa Orangensaft aus dem Kühlschrank – wird unser Verdauungssystem besonders stark gefordert. "Der Körper benötigt einiges an Kraft, um diesen kalten Saft im Magen aufzuwärmen. Man bekommt kalte Hände, weil letztendlich das Verdauungssystem überfordert ist und so einer Erkältung durch das fröstelnde Gefühl im Körper Tür und Tor geöffnet wird", erklärt Nichterl. Die Ernährungswissenschafterin rät daher, gleich in der Früh Wärme in den Verdauungstrakt zu bringen, die sich wohltuend auf den ganzen Körper ausbreite. Ein gekochtes Haferflocken-Porridge mit Zimt und Apfelkompott eigne sich für diesen Zweck hervorragend.

Welche Lebensmittel meiden?

Wer leicht friert, sollte nur selten Südfrüchte wie Banane, Kiwi, Zitrusfrüchte oder Ananas essen. "Diese Früchte erfüllen in ihren Herkunftsländern ihren Zweck: sie kühlen", so Nichterl. Zudem empfiehlt die TCM-Expertin Milchprodukte wie Joghurt, Milch und Topfendesserts während der Wintermonate stark zu reduzieren, da diese gerade in der Schnupfenzeit nicht nur kühlen, sondern auch eine nässende Wirkung haben. Rohkost kühle ebenfalls die Mitte (Magen und Milz – die Verdauungsorgane in der TCM) und sollte daher weniger häufig oder kombiniert mit gekochten Mahlzeiten gegessen werden – beispielsweise Blattsalat zu einem Kalbsbraten mit Kartoffeln oder eine Misosuppe vor dem Sushi, begleitet von einem Reistee. (Ursula Schersch, derStandard.at, 10.12.2009)