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Essenspausen sind empfohlen, sonst sinkt die Bewegungslust, besagt eine neue Studie.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Zürich - Wenn der Körper zu oft Nahrung erhält, sinkt die Bewegungslust. Auslöser dafür ist ein molekularer Schalter, der durch Insulin gesteuert wird, berichtet ein Forscherteam der ETH Zürich in einer neuen Studie im Wissenschaftsjournal "Nature". "Der Ratschlag, wie ein Kaiser zu frühstücken, wie ein König Mittag zu essen und wie ein Bettler zu nachtmahlen, hat sich als richtig erwiesen", so Studienautor Markus Stoffel vom Institut für Molekulare Systembiologie. Wichtig sei aber vor allem, dass dazwischen nichts gegessen werde: kein Snack, nichts Süßes, aber auch nichts sogenannt Gesundes.

"Es war bekannt, dass der Nüchternzustand sehr wichtig ist", so Stoffel. Denn dabei werde in der Leber Fett verbrannt. Was bisher allerdings nicht bekannt ist, war die Schlüsselrolle des zentralen molekularen Schalthebels für den Transkriptionsfaktor Foxa2. Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die dafür sorgen, dass andere Gene aktiviert und in Proteine übersetzt werden. Foxa2 komme nicht nur in der Leber vor, sondern steuere auch die Hirnregion Hypothalamus. Im Gehirn löse das Protein das Verlangen nach Nahrungsaufnahme und spontaner Bewegung aus.

Bewegungsaktivität

"Das Steuerelement für Foxa2 ist Insulin. Vor dem Essen fehlt Insulin und Foxa2 ist aktiv, nach dem Essen ist Foxa2 inaktiv", erklärt Stoffel. "Ein typisches Verhalten ist etwa die Bewegungsaktivität eines Raubtieres vor der Fütterung und die Faulheit nach der Nahrungsaufnahme", so der Experte. Eine weitere sehr interessante Entdeckung hat das Forscherteam auch bei fettleibigen Mäusen gemacht. Bei ihnen war Foxa2 immer ausgeschaltet, egal ob die Tiere hungrig oder satt waren.

"Diese Bewegungsarmut kann man auch bei fettleibigen Menschen feststellen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie sich doppelt so wenig bewegen wie Normalgewichtige", erklärt der Wissenschaftler. Das zeige sich auch bei kleinen Bewegungsabläufen über den Tag.

Tests mit Mäusen

"Um den Beweis anzutreten, haben wir Mäuse gezüchtet, in deren Gehirn Foxa2 stets aktiv war, egal ob sie gerade gefressen haben oder nüchtern waren", so Stoffel. "Faszinierend war daran, dass sich diese Mäuse fünfmal mehr bewegt, deutlich weniger Fettgewebe und mehr Muskelmasse gebildet haben." Zucker- und Fettstoffwechsel waren bei ihnen auf Hochtouren und die Blutwerte zeigten deutlich bessere Werte.

"Mit der Studie wird klar, dass der Körper Fastenperioden braucht, um gesund zu bleiben", meint der Forscher. Von der häufig propagierten Idee, zahlreiche kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen, hält der Wissenschaftler nichts. Es sei zudem klug, für ein ideales Körpergewicht zu sorgen. "Da bei jeder Mahlzeit auch Insulin ausgeschüttet wird, das Foxa2 unterdrückt, verringert sich zusehends die Motivation zur körperlichen Aktivität und die Verbrennung von Zucker und Fett." (pte/red)