Finanzgeschäfte und Klima lassen sich miteinander vereinbaren

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Unabhängig von den Ergebnissen der 15. Weltklimakonferenz ist sicher: Jeder und jede Einzelne kann den Klimawandel und seine Folgen beschleunigen oder verlangsamen, mit den täglichen Dingen des Lebens: beim Griff ins Supermarktregal, der Wahl des Verkehrsmittels, dem Wasser- und Energieverbrauch. Dieses Potenzial zu mobilisieren gehört zu unseren dringlichsten Aufgaben.

Und: Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Bioprodukte gleichwertig mit konventionellen Produkten im Verkauf geführt werden, Glühbirnen nach 130-jähriger "Dienstzeit" in den längst fälligen Ruhestand geschickt werden, elektrische Geräte in den Geschäften nicht mehr ohne Energie(effizienz)-Ausweis über den Ladentisch dürfen?

Beim bewussten Konsum geht es darum, unser Geld nachhaltig in die Wertschöpfungskette der Gesellschaft einzubringen, die Folgen für die kommenden Generationen im Hinterkopf zu behalten, kurz: Verantwortung zu übernehmen für unseren Konsum.

"Geparktes Geld"

Doch was geschieht mit dem geparkten Geld? Wofür wird beispielsweise unser tagesfälliges Geld auf Girokonten und Sparbüchern bei den Banken verwendet? Angesichts der jüngsten Finanzkrise sollte es uns heute mehr denn je interessieren, was mit unserem Geld geschieht. Eine krisengeschüttelte, offenbar unverbesserliche Branche, die über ihre Produkte und Dienstleistungen die Finanzströme und somit Märkte und wirtschaftliche Trends dieser Welt kontrolliert. Gleichzeitig aber auch jene Branche, die einen entscheidenden, positiven Einfluss auf aktuelle Herausforderungen üben kann.

Fragen Sie doch beim nächsten Besuch in Ihrer Hausbank, in was genau das Geld auf Ihrem Sparbuch investiert wird. Verlangen Sie einen Nachweis, dass es beispielsweise nicht in Vorhaben fließt, die Sie von Ihrer Überzeugung her ablehnen. Ob dies nun umweltschädigende Unternehmen betrifft oder Länder, die Menschenrechte missachten. Fragen Sie nicht nur das eine Mal nach, sondern - wenn Sie es schaffen - von heute an jedes Mal.

In 20 Jahren - wenn diese Frage zum Selbstverständnis gehört - garantiere ich Ihnen, wird es eine Ausweispflicht für die Verwendung von Geldmitteln in Finanzprodukten geben. Dann kann man aktiv auswählen, welche Zweckwidmung das eigene Geld hat, im ursprünglichen Sinne eines im Dienste des Kunden/der Kundin agierenden Dienstleisters.

Positive Beispiele aus Österreich und der Schweiz belegen dies. Bei der Zürcher Kantonalbank hat der WWF bewirkt, dass man als Kunde bzw. Kundin beinahe jedes Finanzprodukt - vom Sparbuch, über Fonds bis hin zur Umwelthypothek - auf Wunsch auch als nachhaltig gemanagtes Produkt erhält.

Auch in Österreich kann man sich aktiv für nachhaltige Finanzprodukte entscheiden. Die Erste Bank hat z.B. zwei Ökofonds aufgelegt (ESPA WWF Stock Umwelt und ESPA WWF Stock Climate Change), die den strengen sozialen und ökologischen Richtlinien des WWF gehorchen und mehrmals jährlich von uns kontrolliert werden.

Fazit: Die Zukunft hat begonnen, und wir können sie mit unserer Nachfrage in eine verantwortungsvollere Richtung steuern. Nutzen wir diese Möglichkeit. ( Armand Colard*, DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.1.2010)