Madrid - Steigende Arbeitslosigkeit und schrumpfende Ersparnisse bewege viele Spanierinnen, ihre Haare zu opfern, um ihr Portemonnaie zumindest kurzfristig aufzubessern. "Heute morgen hat mir eine junge Frau ihren Pferdeschwanz verkauft", sagt Justino Delgado demnach, der in Madrid mit Echthaar für Perücken, Verlängerungen und Toupets handelt. Gewöhnlich kämen die abgeschnittenen Zöpfe aus ärmeren Ländern wie Indien und China, in denen sich die Menschen mit dem Verkauf ihrer Haare etwas dazuverdienen wollen. Nun hätten auch die Spanierinnen diese Einnahmequelle entdeckt.

Delgado zu dieser haarigen Praxis: "Sie bekommen 50 bis 150 Euro für ihre Haare, das hängt von der Länge und vom Gewicht ab." Der Spanier, der einst als Haarhändler von Dorf zu Dorf zog, ist binnen 50 Jahren zum Chef eines ansehnlichen mittelständischen Import-Export-Unternehmens geworden. 80 Prozent seiner Lagerbestände exportiert er, vor allem an Perückenhersteller und Friseure in anderen europäischen Ländern und in den USA.

Das steigende Angebot an spanischem Echthaar ist für Delgado ein Glücksfall. "Europäische Haare sind feiner und sehr begehrt, sie verkaufen sich besser als zum Beispiel das dickere asiatische Haar", sagt der Händler. Gekauft werden Strähnen und Zöpfe, die länger als 40 Zentimeter sind und noch nie gefärbt wurden. (APA)