Gaza/Kairo - Internationale Friedensaktivisten haben am Donnerstag gemeinsam mit Palästinensern und Israelis gegen die mehr als dreijährige Blockade des Gazastreifens demonstriert. Die Protestaktion, an der Hunderte von Menschen teilnahmen, fand auf beiden Seiten des Erez-Grenzübergangs zwischen Israel und dem palästinensischen Gebiet statt. Auf der palästinensischen Seite versammelten sich zahlreiche Palästinenser und 86 ausländische Aktivisten, denen Ägypten in der Nacht die Einreise erlaubt hatte. Weiteren 1300 Pazifisten aus aller Welt hatten die ägyptischen Behörden allerdings die Überquerung der Grenze bei Rafah verwehrt. Sie sitzen seit mehreren Tagen in Kairo fest. Mehrere Hundert von ihnen demonstrierten am Donnerstag vor dem Ägyptischen Museum und am Freitag vor der israelischen Botschaft gegen die Gaza-Blockade.

Auf der israelischen Seite des Erez-Kontrollpunkts protestierten israelische Araber gemeinsam mit linksorientierten Israelis gegen die Sperrmaßnahme. Sie erinnerten auch an die dreiwöchige israelische Gaza-Offensive vom Dezember 2008 und Jänner 2009, bei der 1400 Palästinenser getötet und mehr als 5000 weitere verletzt worden waren. Am Samstagabend ist im Zentrum Tel Avivs eine weitere Demonstration geplant.

Solidarität mit der Zivilbevölkerung

Der Hamas-Führer und palästinensische Ex-Premier Ismail Haniyeh übermittelte den israelischen Arabern unter den Demonstranten per Telefon die Botschaft, sie stärkten den Einwohnern Gazas mit ihren Protesten den Rücken. "Wir sind sicher, dass wir uns in der Al-Aksa-Moschee treffen werden und dass Jerusalem arabisch und islamisch bleiben wird", sagte Haniyeh. Unter den ausländischen Teilnehmern waren unter anderen Briten, Amerikaner, Franzosen und Japaner. An den Protesten in Gaza nahmen auch mehrere antizionistische Rabbiner teil. Die 85 Jahre alte Holocaust-Überlebende Hedy Epstein sei in Kairo zurückgeblieben, weil sie sich nicht gut fühlte, sagte Tighe Berry, Sprecher der Gruppe.

Die Gruppe will ihre Solidarität mit der Zivilbevölkerung und ihren Protest gegen die seit mehr als drei Jahren andauernde Blockade des Gazastreifens ausdrücken. Die Aktivisten wollen sich deshalb mehrere Tage lang in Gaza aufhalten, dabei Hamas-Repräsentanten treffen und von israelischen Angriffen beschädigte Gebäude besichtigen. Der aus New York angereiste Rabbiner Yisroel Dovid Weiss sagte, die israelische Offensive vor einem Jahr sei "gegen Palästina, gegen das jüdische Volk und gegen die Menschlichkeit" gerichtet gewesen.

Ägyptische Menschenrechtsverfechter, die in der Vergangenheit gegen die Gaza-Blockade ihres Landes demonstrierten, trieb die Polizei mit Schlagstöcken auseinander. Mit den ausländischen Aktivisten geht das Regime von Staatschef Hosni Mubarak aus Imagegründen nicht so energisch um. Ihre Demonstrationen, wie zuletzt am Freitag vor der israelischen Botschaft in Kairo, wurden von der Polizei eingekesselt. Damit wurde verhindert, dass sich die Kundgebung zum Protestmarsch ausweitete. Geheimdienstler in Zivil achteten streng darauf, dass niemand filmte, vor allem keine ausländischen Fernsehanstalten. (APA/APD)