Ankara - Die Türkei und der Internationale Währungsfonds (IWF) stehen offenbar kurz vor der Unterzeichnung einer milliardenschweren Kreditvereinbarung. "Die Bedingungen der Türkei wurden akzeptiert", zitierte die Zeitung Milliyet den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan zufolge habe seine Regierung auf eine Laufzeit von zwei Jahren bestanden, obwohl der IWF drei Jahre wollte.

Die Vereinbarung könnte im Jänner abgesegnet werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Kreise der Regierungspartei AKP weiter. Der türkische Aktienmarkt stieg in Reaktion auf die Nachricht auf ein Jahreshoch.

Der IWF-Kredit war seit längerem in der Schwebe. Am Markt war von bis zu 50 Milliarden Dollar über drei Jahre die Rede. Die neue Vereinbarung wäre der 20. Kredit des IWF für die Türkei. Eine Bestätigung durch den Internationalen Währungsfonds steht noch aus, auch an den Verhandlungen beteiligte türkische Politiker erklärten, noch sei keine endgültige Einigung erzielt worden.

Die türkische Wirtschaft wurde von der Krise voll getroffen. Die Regierung rechnet 2009 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von sechs Prozent - der IWF sogar mit -6,5 Prozent. Vor allem im ersten Quartal traf die Wirtschaftskrise die Türkei mit voller Härte: Die Konjunktur brach um 14,3 Prozent ein, die Exporte schrumpften um mehr als ein Viertel. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei rund 15 Prozent.

Reformen

Zuletzt ging es bei den Verhandlungen zwischen dem IWF und Ankara um die Reformen im Sozialsystem. Der Währungsfonds hatte von Ankara den Aufbau eines effizienteren und daher kostengünstigeren Systems verlangt.

Eine neue Vereinbarung erzielt haben auch die Ukraine und der IWF. Der Währungsfonds hat der ukrainischen Zentralbank erlaubt, der Regierung Geld zur Bezahlung ihrer Auslandsverbindlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Damit kann die ukrainische Zentralbank für die Zahlungen einen Teil ihrer Devisenreserven von 18 Milliarden Euro anzapfen. Die Ukraine kann so beispielsweise für russisches Gas zahlen.

Der IWF hatte die Ukraine im Zuge der Wirtschaftskrise mit einer Kreditlinie von 16,4 Milliarden Dollar vor dem Kollaps gerettet. Das Programm wurde aber wegen der Auseinandersetzungen vor der Präsidentenwahl im Jänner ausgesetzt. Der IWF verlangt Klarheit über die Haushaltspläne der Regierung für 2010. (szi, AP, DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2010)