Christopher Lee, Ian Richardson und Jonathan Rys Meyers bilden das teuflische Ensemble für den possenhaften Vierteiler am mittelalterlichen Hof "Gormenghast". Heute, Samstag, 20.15 Uhr, auf Arte.

Foto: SWR/BBC/Sven Arnstein

So war das im Mittelalter: Einmal blöd reden über die Chefin, schon landet man im Verlies. Und so kommt es, dass der stolze Jüngling Steerpike - einst Küchengehilfe am Hof derer zu Gormenghast - im Zimmer Ihrer Ladyschaft Fuschia Groan landet. Die ist zwar nicht zugegen, doch der Eindringling weiß in der Sekunde: "Hier bin ich richtig." So war es im Mittelalter wie heute: Ein guter Plan ist die halbe Miete. 

Die vierteilige BBC-Serie Gormenghast folgt den gleichnamigen Abenteuern des skrupellosen Emporkömmlings Steerpike nach dem zwischen 1946 und 1959 entstandenen Romanzyklus des britischen Fantasy-Schriftstellers Mervin Peake. Die BBC verfilmte 2000 das düstere Gothic-Märchen mit elf Millionen Euro. Regisseur Andy Wilson konnte sich für den Vierteiler auf ein im Unheimlichen gefestigtes Ensemble verlassen: Ian Richardson, 2007 verstorbener Sherlock Holmes, ermittelte in den Kulissen der Hammer-Studios. Ebendort reihte sich Christopher Lee, 88-jähriger Vampirkönig, in die Filmgeschichte ein. Mittelalter und Intrige treu blieb Steerpike, Jonathan Rys Meyers: Als blutrünstig-notgeiler Heinrich VIII. aus Die Tudors bewegt er sich seit 2007 serienmäßig in einer bizarren Welt (derzeit ProSieben).

In Großbritannien erhielt Gormenghast verhaltene Kritiken. Mit dem entsprechenden zeitlichen Abstand zu Fantasyschlachten wie Herr der Ringe, in dessen Umfeld der Vierteiler zu sehen war, lässt sich die bis ins Absurde überzeichnete Kostümposse wesentlich entspannter genießen. Teil 1 und 2 heute, Samstag, 3 und 4 samt Porträt von Christopher Lee am Sonntag, ab 20.15 Uhr. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.1.2010)