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Wien - "Österreich, meine Lieben , hat etwas Kurioses. Schon dass es einzig ist, unwiederholbar, macht so schnell ihm keiner nach." Kaum einer hat sich zuletzt so leidenschaftlich und hartnäckig in des Österreichers Lieblingsthema verbissen und dabei so ergötzliche Wortbrocken hervorgewürgt wie Franzobel.

Dass sich der 42-Jährige Fan von Rapid, dessen kürzlich uraufgeführte Bauerngroteske Big Bang Löbinger noch bis 10. Jänner am Theater Phönix in Linz gespielt wird, dabei gerne der Interaktion mit Tönen vergewissert, weiß man spätestens seit dem Oide Hoda'n-Programm mit Vokal-Trombonist Bertl Mütter. Aktuell nähert sich Franzobel dem Sujet "Österreich" gemeinsam mit Schauspielerin Maxi Blaha unter dem Titel Der Himmel is a Eierspeis (CD bei ATS Records / Extraplatte) an, eröffnend mit Blunzngröstl, danach zwischen Hundstrümmerlpetition, Tiroler, türkischen und anderen Schöpfungsgeschichten und einer überaus appetitlichen Sisi-Moritat mäandernd.

Die darauf klug abgestimmten klingenden Beiträge stammen von Trompeter Thomas Gansch, mit Mnozil Brass als Mann der wortlosen Pointen bekannt, und Saxofonist Klaus Dickbauer, im Booklet als "Williams-Birne des österreichischen Jazz" charakterisiert. Letzterer demonstriert zudem, dass die Deutungsmöglichkeiten der Bundeshymne noch immer nicht ausgeschöpft sind.

Lustvolle Kollisionen von improvisiertem Ton und notiertem Wort sind hierzulande spätestens seit den 1960er-Jahren eine beliebte Disziplin, als etwa Pianist Dieter Glawischnig und Ernst Jandl gemeinsam diverse Bühnen betraten. Saxofonist Wolfgang Puschnig und sein Alter Ego, der Pianist Uli Scherer, waren in den 1980ern mit dabei, als sich zwischen Jandl und einigen Vienna-Art-Orchestra-Musikern unter der Leitung Mathias Rüeggs gewitzte Dialoge entspannen.

Ehrensache also, dass Puschnig, Scherer sowie Tuba-Meister Jon Sass mit von der Partie sind, wenn sich nun Wolfram Berger in die noch immer kaum weichzustreichelnden Textzeilen Jandls (man höre Geschlechtsumwandlung oder Camping) vertieft. Und darüber hinaus das Œuvre von Konrad Bayer, Kurt Schwitters und Adolf Wölfli nach amüsanten bis abgründigen Gedankenspielen durchforstet. Als Wölfisches Gejandl einer bayerischen Schwittermutter ist das Konvolut auf vier CDs (ORF) erschienen und harrt nun eines Live-Tests, dessen Absolvierung kaum anders als furios gelingen dürfte. (Andreas Felber, DER STANDARD/Printausgabe, 02./03.01.2010)