Die Leitartikler der "Kronen Zeitung", Philosophen und Soziologen im Rang nicht unter einem Cato, an deren Meinung sich daher auch höchste Regierungskreise gerne orientieren, haben dieselben in der letzten Woche des alten Jahres mit wichtigen Botschaften für das neue versehen. Mit einer niederschmetternden, aber auch mit einer guten. Zuerst die betrübliche. Hias Rumpler vergällte seiner Gemeinde den Silvester mit folgender Mitteilung: Ich möchte mich vorerst für die vielen positiven Reaktionen auf meine Leserbriefe bedanken und gleichzeitig darauf hinweisen, dass ich nunmehr nur noch bei nichtpolitischen Themen meine Meinung äußern werde.

Statt die zutiefst frustrierte Schar der Rumpler-Fans über die Motive dieser publizistischen Askese aufzuklären - ist es spät erwachter Abscheu vor dem garstigen Geschäft der Politik, sollte gar ein höheres Ceterum censeo das freie Wort lähmen? -, stürzte er sich ohne weiteres Federlesen in die neue, selbst auferlegte Pflicht: Im folgenden Fall muss ich für die bayerische Schauspielerin Christine Neubauer eine Lanze brechen, die nämlich von einem höchstwahrscheinlich anders verbauten Leser als eine mit allen Mitteln im Rampenlicht stehen wollende Aktivistin hingestellt wurde!

Mit einem Hias Rumpler als zwanghaften Lanzenbrecher braucht sich die Aktrice um ihre weitere Karriere keine Sorgen mehr zu machen. Das kann man von dem bekannten Gutmenschen nicht behaupten, dem der intellektuelle Stern am Himmel über Strasshof und der Muthgasse, Stephan Pestitschek, unter dem Titel Caritas-Chef Landau klagt über steigende Armut bei uns die Maske vom Gesicht gerissen hat. Und damit es auch wirklich gründlich geschieht, wurde ihm dafür eine ganze Druckseite zur Verfügung gestellt, samt Fahndungsfoto des Übeltäters.

Caritas-Chef Landau klagt in einer Radiosendung über die steigende Armut in Österreich. Rund eine Million Menschen sind in Österreich armutsgefährdet. Das ist schrecklich, nur sollte man sich Gedanken darüber machen, wie es so weit kommen konnte, wo wir doch angeblich zu den reichsten Ländern der Erde gehören.

Und dann machte sich Stephan Pestitschek Gedanken. Dass sie von denen des Caritas-Chefs abweichen, wird niemanden überraschen, der Grad der Abweichung allerdings lässt einen beinahe dem emeritierten Chef der "Wiener Zeitung" nachtrauern, der seine neurotische Entlarvung der Caritas als linkslinker Organisation nur noch im Exil der Blogger ausüben darf.

Einem Pestitschek kann man eben nichts vormachen. Er weiß: Alles begann, als man die Grenzen geöffnet hat, und seit Jahren strömen viele tausend Menschen pro Jahr zu uns. Menschen, die von unserem Reichtum gehört haben und die zu Hause alles verkaufen, um sich von gewissenlosen Schleppern ins Land des immensen Wohlstandes bringen zu lassen, damit sie daran teilnehmen können. Diese Menschen haben meist keine Ausbildung, können unsere Sprache nicht und sind auch an Österreich nicht interessiert. Was sie wollen, ist unser Geld und etwas von unserem Reichtum.

Worin die größere Gemeinheit besteht - an Österreich nicht interessiert zu sein, aber trotzdem unser Geld und etwas von unserem Reichtum zu wollen -, lässt der Vollstrecker von Dichands Blattlinie offen. Böser ist nur noch die Caritas. Unsere Gutmenschen konzentrieren sich auf noch mehr Zuwanderer, bauen Wohnhäuser und div. Einrichtungen für Asylanten und Zuwanderer, und jetzt das Schlimmste: Einige karitative Einrichtungen sind damit reich geworden und zahlen sich selbst "ordentliche" Gehälter. Dass sie für das Chaos verantwortlich sind, das wollen sie in ihrer Menschlichkeit nicht wahrhaben, gilt es doch, die Welt zu retten und alle Armen nach Österreich zu locken.

Es ist diese kriminelle Menschlichkeit, die das Land in den Abgrund führt. Da schreit die Caritas und andere Vereine, wie arm diese Menschen nicht sind, man muss ihnen Geld geben, sie unterstützen und ihre Eigenheiten, Sitten und Gebräuche akzeptieren. Und wieder kuschen die Politiker und geben nach - so lange, bis die 68er (ist es doch gelungen, die auch noch hineinzubringen) ihr erklärtes Ziel erreicht haben: die Anarchie. Dann gibt es nicht Reich und Arm, sondern nur Armut und Gewalt. Danke, liebe Gutmenschen, dass ihr diese Entwicklung eingeleitet habt, danke liebe Politiker, dass ihr nichts dagegen getan habt.

Glücklich das Land, das einen Pestitschek hat! Jetzt müsste nur noch der Kardinal diesem Landau die Leviten lesen. Am besten in der nächsten Sonntags-"Krone". (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.1.2010)