Prächtigstes Möbel 2009

Das Taj Mahal wurde ebenso in der Pietra Dura Technik verziert, wie die Wände der Medici-Kapelle in der Florentiner San Lorenzo Kirche oder legendäre Kunstkammerobjekte, die seit dem 16. Jahrhundert zu begehrten Sammlerobjekten zählen. Im Gegensatz zur klassischen Mosaikkunst wurden die Hart- bzw. Schmucksteine zu Formstücken geschnitten bzw. geschliffen und anschließend zu Bildern oder Ornamentabfolgen zusammengesetzt. An Möbelstücken, wie dem im Liechtenstein Museum beheimateten Badminton Cabinet, arbeiteten auch aufgrund der ungewöhnlichen Größe (3,8 mal 2,3 Meter) mehr als 30 versierte Florentiner Handwerker ab 1726 rund fünf bis sechs Jahre lang.

2004 hatte Johann Kräftner im Auftrag des Fürsten Liechtenstein diesen Kabinettschrank bei Christie's in London für 19,1 Millionen Pfund (27,2 Mio. Euro) ersteigert. Bis heute markiert dieser Preis den Auktions-Weltrekord für ein traditionelles Möbelstück.

Am 10. Dezember gelangte bei Christie's in London jetzt ein technisch vergleichbarer Aufsatzschrank zur Versteigerung, der ursprünglich im Besitz des schwedischen Königshauses war und zuletzt die Sammlung der spanischen Bankerdynastie March schmückte. Ausgeführt wurde dieser in Paris (1665 bis 1675) von Domenico Cucci, der neben André-Charles Boulle zu den führenden Ebenisten unter Louis XIV zählte. Der Hammer fiel bei 4,52 Millionen Pfund (4,99 Mio. Euro), womit es zum viertteuersten traditionellen Möbelstück jemals und dem höchstdotierten der Saison 2009 avancierte.

 

Foto:

Teuerstes Kunstwerk 2009 

New York lief London zuletzt sukzessive den Rang als führende Marktmetropole ab, Paris spielt hingegen seit Jahrzehnten keine Rolle. Das belegen auch die jährlichen Rankings der Top-Auktionszuschläge, bei denen die Hudson-Fraktion seit 2004 gegenüber dem Themse-Klub klar dominierte: 2004 holte sich Picassos Garcon à la pipe (Sotheby's) mit 104 Millionen Dollar in New York diesen Titel, im Jahr darauf übernahm ihn mit Canalettos Canale Grande bei 34,35 Millionen Dollar (Sotheby's) ein Vertreter der Generation Alter Meister in London. 2006 hob das New Yorker Publikum einen Picasso (Dora Maar, 95,2 Mio. Dollar, Sotheby's) an die Spitze, 2007 (Mark Rothko, White Center, 72,84 Mio. Dollar, Sotheby's New York) und 2008 (Francis Bacon, Triptych, 86,28 Mio. Dollar, Sotheby's New York) übernahmen ebendort zeitgenössische Künstler die Führung.

Welches Kunstwerk 2009 auf welchem Marktplatz den weltweit höchsten Auktionszuschlag erzielte? Die Währung ist erstmals das relevante Zünglein an der Waage und entscheidet zwischen London und Paris: In Dollar kalkuliert - der Kurs schwankte gegenüber dem Euro von 1,29 in Februar bis zu 1,51 im November - hat gegenüber Warhols 200 One Dollar Bills (43,76 Mio. Dollar / 28,93 Mio., Euro Sotheby's New York) Raffaels Studie einer Muse (47,94 Mio. Dollar / 32,19 Mio. Euro, Christie's London) und damit London die Nase vorn.

Auf Euro-Basis sicherte sich dagegen Matisse Les Couscous aus der Sammlung Yves Saint Laurent mit 35,9 Millionen Euro (46,45 Mio. Dollar, Christie's Paris) dank eines New Yorker Kunstmaklers diesen Platz.

Foto:

Wertvollste Zeichnung 2009

um Halbjahr 2009 führte Edgar Degas' Petite Danseuse mit 13,25 Millionen Pfund (Sotheby's) die Liste der zehn Top-Kunstwerke Londons an. Anfang Dezember setzten sich zwei aus der Christie's-Garde Alter Meister über den Impressionisten hinweg.

Neben Rembrandts Porträt eines Mannes, für das der Künstlerrekord von 20,2 Millionen Pfund bewilligt wurde, vor allem eine Kreidezeichnung von Raffael. Die Studie zur Figur der Urania im Parnass-Fresko des Vatikans ließ den aufgrund der Rarität an Werken des Renaissancekünstlers hoch angesetzten Schätzwert von zwölf bis 16 Millionen Pfund schnell hinter sich. Ein anonymer Telefonbieter setzte sich gegen den Handel bei 26,16 Millionen Pfund (32,19 Mio. Euro) durch.

Ein Zuschlag, der eine neue Benchmark für Arbeiten auf Papier dokumentiert. Die bisherigen Rekorde hielten Michelangelo und Leonardo mit je 7,4 Millionen Pfund. Als teuerste Zeichnung jemals ist Raffaels-Muse der Eintrag in die Chronik des Kunstmarktes gewiss.

Den Titel höchster Zuschlag in der Sparte der Alten Meister behielt Peter Paul Rubens Massaker der Unschuldigen, das aus einer österreichischen Sammlung stammte und im Jahr 2002 bei Sotheby's stolze 49,5 Millionen Pfund (77,2 Millionen Euro) erzielt hatte.

(Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 02./03.01.2010)

Foto: