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Viktor Szilagyi ist für viele Österreichs erfolgreichster Ballsportler. Der Gummersbach-Legionär war mit Kiel Champions-League-Sieger, deutscher Meister und Pokalsieger. Im Team ist er, wie hier im Test gegen die Ukraine, Spielführer, also Kapitän.

Foto: APA/AP/Jönson

Das Highlight, der Countdown, die Hoffnung
Mit einem Testspiel gegen Deutschland und einem Turnier in Wiener Neustadt erproben sich Österreichs Handballer ein letztes Mal vor der Heim-EM. Teamchef Dagur Sigurdsson warnt vor zu großer Euphorie.
Fritz Neumann
Wien - Kitzbühel hin oder her - aus internationaler Sicht ist im Jänner die Handball-EM das sportliche Highlight. Wie 2008 im Fußball sind die Österreicher als Veranstalter automatisch dabei, sie wollen es besser machen als die Fußballer und die Vorrunde überstehen. Vor allem wollen sie einen besseren Start erwischen. "Wie lange hat es gedauert, bis das Fußballteam ein Gegentor gekriegt hat", fragt Dagur Sigurdsson, Österreichs isländischer Handball-Teamchef, rein rhetorisch. Schließlich kennt er die Antwort - vierte Spielminute, 0:1 gegen Kroatien nach Aufhausers unnötigem Elferfoul.

Die Handballer werden wahrscheinlich nicht länger als die Fußballer ohne Gegentor bleiben, wenn sie in Linz am 19. Jänner gegen Europameister Dänemark beginnen. Und doch hat Sigurdsson eine Lehre aus dem Fußball-EM-Start gezogen. "Konzentration muss da sein, aber zu viel Euphorie oder Übermotivation wäre schlecht." In der Vorbereitung hatten auch Sigurdssons Männer des Öfteren Anlaufprobleme, ehe sie über den Kampf noch ins Spiel fanden. Hier wollte der Coach den Hebel ansetzen. Ob es ihm gelungen ist, lässt sich überprüfen, wenn die Österreicher am 5. Jänner in Innsbruck gegen Deutschland proben. Ein Turnier in Wiener Neustadt (7. bis 9. Jänner) schließt das Testprogramm ab, Österreich trifft auf Polen, Kroatien und Ungarn.

Einen 28-Mann-Kader hat Sigurdsson kurz vor Jahreswechsel auf zwanzig Mann reduziert, das Reduzieren wird sich weiter fortsetzen. Am EM-Vorabend sind 15 oder 16 Namen zu nennen - wer nur 15 Namen nennt, kann im Fall einer Verletzung einen Spieler nachnominieren. Gerhard Hofbauer, Präsident des Handballbunds (ÖHB), sieht die Spieler jedenfalls "zu einer Einheit geformt", das sei vor allem ein Verdienst Sigurdssons. Der Isländer war früher Spielertrainer in Bregenz und folgte im März 2008 als Teamchef dem Deutschen Rainer Osmann, der zu etlichen wichtigen Spielern keinen Draht gefunden hatte.

Bis zur EM haben Österreichs Handballer an allen EM-Orten Testturniere absolviert, das sollte auch den Veranstaltern geholfen haben, organisatorische Mängel zu beseitigen. Die vier Vorrundengruppen verteilen sich auf Linz, Innsbruck, Graz und Wiener Neustadt, zwei Hauptrunden steigen in Innsbruck und Wien, wo hernach finalisiert wird. Bis dato sind etwas mehr als 70.000 Karten verkauft, die Organisatoren erwarten, dass viele Fans vor allem aus Serbien und Kroatien kurzfristig anreisen werden, um sich am Spieltag erst Karten zu besorgen. Der Kartenverkauf für die Hauptrunde wird in Schwung kommen, wenn absehbar ist, wer wann wo spielt. Tausend Journalisten haben sich angemeldet, das Gros kommt aus Deutschland.

In der Linzer EM-Vorrunde werden nach den Dänen und Sigurdssons isländischen Landsleuten (21. Jänner) die Serben (23.) auf Österreich warten, diese dritte Partie könnte über den Aufstieg in die Hauptrunde entscheiden. Und in Kitzbühel, doch das nur nebenbei, wird am 23. abgefahren. (Fritz Neumann; DER STANDARD Printausgabe 2. Jänner 2010)