Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Bettina Zehetner von "Frauen beraten Frauen".

Foto: SPÖ/Harald Minich

Wien - Dass Gewalt an Frauen zunimmt, lässt sich vor allem am steigenden Beratungsbedarf in Österreichs Gewaltschutzzentren messen. Wenngleich nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, dass das Gewaltausmaß im häuslichen Bereich tatsächlich gestiegen ist, so steht doch fest, dass sich Frauen heute eher trauen Beratungsstellen aufzusuchen. Oder - wie im Fall der Beratungsstelle "Frauen beraten Frauen" - das relativ neue Angebot der Online-Beratung in Anspruch nehmen.

Spurenlose Internet-Kommunikation

Mit Geldern des Frauenministeriums ist es ab Jänner 2010 gelungen, das Angebot auf ganz Österreich auszuweiten und gezielt für die neue Beratungsform zu werben. Etwas mehr als 80.000 Euro jährlich gibt es vom Ministerium für die Beschäftigung einer weiteren Beraterin und der Hilfestellung aus ganz Österreich. Größter Vorteil der Online-Beratung: "Die Frauen sind hier absolut anonym, sie müssen keine Angaben zu ihrer Person machen und können nur das erzählen, was sie wirklich wollen", so Bettina Zehetner gegenüber dieStandard.at. Zudem sei sichergestellt, dass die Anfrage keine Spuren auf dem Computer hinterlasse, der in der Regel ja von mehreren Personen im Haushalt verwendet wird.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek machte sich persönlich ein Bild von dieser neuen Service-Einrichtung und zeigte sich sehr zufrieden über das Ergebnis der zusätzlichen Subventionen: "Die Hemmschwelle, ein Mail zu schreiben, ist noch geringer als zum Telefon zu greifen oder in eine Beratungsstelle zu gehen". Diese neue Beratungsform würde helfen, den ungedeckten Bedarf an Beratung, vor allem am Land und bei jungen Frauen, zu decken. 

Initiative kam von Frauen selbst

Und die Zahlen geben ihr recht. Seit Februar 2006 arbeitet die Beratungsstelle auch auf dem Online-Weg. Angefangen haben die Frauen selbst damit, Emails zu schreiben. "Wir haben bemerkt, dass es hier offenbar einen Bedarf gibt", so Zehetner. Viele Frauen würden längere Texte schreiben, in der sie ihre Situation schildern, andere würden nur kurze Sätze darüber verlieren, welche Informationen sie benötigen.

Zeitliche Garantie

Auf eine schriftliche Anfrage bekommen Frauen innerhalb von 48 Stunden eine qualifizierte Antwort auf familiäre und soziale Probleme aller Art. Pro Tag kommen inzwischen 30 und 35 Anfragen bei der Einrichtung an. Mit Scherzanfragen habe man bisher aber kaum Erfahrung gemacht, so Zehetner, wenngleich Missbrauch natürlich bei keiner Beratungsform vollkommen ausgeschlossen werden könne. (red, dieStandard.at, 1.2.2010)