Nur die richtige Hygiene kann vor einer Übertragung von Krankheitserregern schützen

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Wien - Krankenhausinfektionen haben eine große sozioökonomische Bedeutung. Laut aktuellen Studien dürften pro Jahr in etwa 55.000 Patienten eine Krankenhausinfektion erleiden. Die wirksamste Maßnahme gegen die Übertragung dieser Infektionen ist die hygienische Händedesinfektion. "Die Krankenhausinfektionen führen zu einem zusätzlichen Leid der Patienten, erhöhen die Verweildauer und damit auch die Kosten. Es ist davon auszugehen, dass rund 20 bis 30 Prozent aller Krankenhausinfektionen durch Händedesinfektion vermieden werden können," erläutert Oberärztin Monika Breuer, Leiterin der Krankenhaushygiene im Wiener Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in einer Aussendung.

Das Krankenhaus setzt die internationale Kampagne "Aktion Saubere Hände" um. Ziel ist es, die Compliance der hygienischen Händedesinfektion im Krankenhaus nachhaltig zu steigern. In Deutschland beteiligen sich bereits 618 Einrichtungen an der Kampagne. In Österreich sind in den Bundesländern Schwerpunktaktionen geplant.

Die Geburt der Händedesinfektion

Der Wiener Arzt Ignaz Semmelweis (1818-1865) hatte beobachtet, dass normales Händewaschen nicht ausreichend war, um die Weitergabe tödlicher Infektionen zu verhindern. Nachdem er selbst die Methode der Händewaschung mit Chlorkalkwasser mit Erfolg angewendet hatte, wurde von ihm veranlasst, dass vor der Untersuchung von Frauen - sowohl vor als auch nach der Geburt - die spezielle Händewaschung durchzuführen ist.

Durch dieses "Semmelweis-Verfahren" konnte die Müttersterblichkeit in der Klinik drastisch gesenkt werden. Seit dieser Zeit wurden die Produkte zur Händehygiene kontinuierlich weiterentwickelt. Mikrobiologen, Chemiker und Chirurgen wie Louis Pasteur, Robert Koch oder Joseph Lister beeinflussten die weiteren Entwicklungen der Desinfektionsmaßnahmen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten Desinfektionsmaßnahmen allmählich zum Alltag.

Das Einreibeverfahren mit alkoholischen Präparaten, wie heute üblich, wurde 1965 erstmals am europäischen Markt etabliert. Die heute verfügbaren Desinfektionsmittel sind für die Haut sehr gut verträglich, haben keine negativen Auswirkungen auf den Säureschutzmantel der Haut und beinhalten auch pflegende Komponenten.

Wann wird die hygienische Händedesinfektion eingesetzt?

Die hygienische Händedesinfektion muss in allen medizinischen und pflegerischen Bereichen angewendet werden, denn die Händewaschung mit Seife entfernt die Mikroorganismen nicht ausreichend von den Händen. Die Sicherheit vor Infektionsübertragung ist nur durch die richtige Anwendung von Händedesinfektionsmitteln gegeben.

Die hygienische Händedesinfektion sollte angewendet werden: vor Patientenkontakt, vor einer aseptischen Handlung, nach Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien, nach Patientenkontakt sowie NACH dem Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung. Es gilt dabei zu berücksichtigen, dass Handschuhe zwar ein wichtiger und sinnvoller Schutz des Personals sind und die Keimlast an den Händen des Personals vermindern. Dennoch sind Übertragungen möglich, da die Mikroorganismen auch an den Handschuhen haften. Das heißt auch nach dem Handschuhgebrauch ist die Händedesinfektion vorzunehmen.

Sieben Schritte gegen Krankenhausinfektionen

"Eine hohe Compliance bezüglich Händehygiene hilft, Krankenhausinfektionen zu verringern. Für die richtige Händedesinfektion braucht man nicht viel: man benötigt das Desinfektionsmittel und rund 30 Sekunden Zeit. Das richtige Einreiben besteht aus sieben unterschiedlichen Schritten, die in einer definierten Reihenfolge durchgeführt werden. So
einfach geht die Händedesinfektion. Anschließend geht man den Tätigkeiten wie gewohnt nach," so Oberärztin Monika Breuer. (red)