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Die Baugenehmigung für den Riesenstaudamm Belo Monte am Unterlauf des Amazonas-Nebenflusses Xingu wurde für Februar angekündigt.

Foto: AP/Penner

Porto Alegre - Brasiliens Umweltminister Carlos Minc hat die Baugenehmigung für den Riesenstaudamm Belo Monte am Unterlauf des Amazonas-Nebenflusses Xingu für Februar angekündigt. Mit einer Kapazität von 11.000 Megawatt wird es das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China und Itaipú in Brasilien an der Grenze zu Paraguay.

Projekte dieser Dimension gelten als eine Quelle der Korruption. Die Staatsbetriebe Eletronorte und Eletrobras sind eine Domäne des mächtigen Senatspräsidenten und Lula-Verbündeten José Sarney.

Die Baukonzerne Odebrecht, Camargo Corrêa und Andrade Gutierrez öffnen nicht nur in Zeiten des Wahlkampfes ihre Kassen.

Immens sind auch die sozialen und ökologischen Kosten: Am Xingu müssten 20.000 Menschen umgesiedelt werden. Der Lebensraum mehrerer indigener Völker würde ebenso zerstört wie große Teile des Regenwaldes. Der Bau, vergleichbar jenem des Panamakanals, würde Zehntausende in das fragile Ökosystem locken.

Doch die verzweifelten Proteste der Betroffenen lassen die Regierung unbeeindruckt. "Deren Arroganz erinnert an die Zeiten der Militärdiktatur" , sagt Erwin Kräutler. Der Vorarlberger Bischof ist Brasiliens prominentester Staudammkritiker. Im Juli 2009 erhielt er von Präsident Lula noch das Versprechen, Belo Monte werde nicht um jeden Preis durchgesetzt.

Schlechtere Emissionsbilanz

Wegen der starken saisonalen Schwankungen bei der Wasserzufuhr rechne sich Belo Monte erst, wenn am Xingu weitere Dämme gebaut werden, sagt Kräutlers Berater Célio Bermann, Professor für Energie in São Paulo. Dann würde sich auch die Emissionsbilanz verschlechtern: Je größer die überschwemmten Flächen, desto größer ist der Ausstoß des Treibhausgases Methan. In den ersten zehn Jahren nach der Flutung würden zwei Xingu-Staudämme mehr Gas erzeugen als São Paulo mit 20 Mio. Einwohnern, sagt Klimaforscher Philip Fearnside aus Manaus.

Dennoch pflegt selbst Umweltminister Minc den Mythos von der "sauberen Energie" Wasserkraft. Ein Großteil des Stroms aus Amazonien werde für die elektrointensive Produktion von Aluminium, Stahl oder Zellstoff benutzt, sagt Bermann: Brasilien spiele die Rolle des Rohstofflieferanten - der Mehrwert entstehe woanders.

Konzerne wie Voith Hydro, Siemens und Andritz hoffen auf den Bau von Belo Monte - ebenso wie Österreichs Handelsdelegierter in São Paulo, der Kräutler kritisierte. Für den Bischof bleibt Belo Monte ein "pharaonisches und größenwahnsinniges Todesprojekt". (Gerhard Dilger aus Porto Alegre, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.02.2010)