Die Kronen Zeitung ist schon fleißig dabei, in ihren Leserbriefspalten Barbara Rosenkranz für das Bundespräsidentenamt zu pushen. Und da die FPÖ sich schon fix zu einer eigenen Kandidatur bekannt hat, braucht man kein Prophet zu sein, um jetzt schon zu sagen: Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit wird die Parademutter aus Niederösterreich Heinz Fischer herausfordern. Keine gute Nachricht.

Frau Rosenkranz ist blaues (um nicht zu sagen: braunes) Urgestein. Sie ist eine gescheite Person und pöbelt nicht so herum wie manche ihrer Parteigenossen. Außerdem kann sie darauf verweisen, zehn Kinder aufgezogen zu haben. Keine geringe Leistung. Aber ihre zentrale und einzige Botschaft ist keine andere als die von Strache und Co: Haut die Zuwanderer. Als im niederösterreichischen Bad Vöslau Österreichs dritte Moschee konzipiert und gebaut wurde, unter Einbindung aller Ortsbewohner, führte die Abgeordnete Rosenkranz persönlich eine besonders üble Hetzkampagne gegen das Projekt an. Sie scheiterte. Heute steht die Moschee, ist ein architektonisches Schmuck-stück und (fast) alle sind zufrieden.

Das Problematische an der wahrscheinlichen Rosenkranz-Kandidatur ist die Tatsache, dass die Auserwählte eine Frau ist. Und es gibt nicht wenige unpolitische Bürgerinnen, die freudig auch des Teufels Großmutter wählen würden, weil diese eben auch weiblichen Geschlechts ist. Motto: eine Frau in die Hofburg - wurscht, wofür sie steht. Hauptsache "eine von uns" . Etwas Ähnliches kann man zur Zeit in Amerika erleben, wo die Republikaner Sarah Palin, einst Vizepräsidentschaftskandidatin, als eine Art Anti-Obama aufbauen. Auf Fox TV - dem höchst erfolgreichen US-Gegenstück zur Krone - ist sie ständig zu sehen und wird in höchsten Tönen als Frau "von unten" gepriesen, die weiß, wo die Bürgerinnen der Schuh drückt.

In der Niedergangszeit der Weimarer Republik hatten viele deutsche Demokraten die aufkommenden Nationalsozialisten unterschätzt. Der "Tapezierer aus Braunau" und seine Rabauken wurden nicht ernst genommen. Man soll Parallelen nicht zu weit treiben, aber gewisse Ähnlichkeiten zur österreichischen Situation von heute kann man schon ausmachen. Und in einer Medienwelt, in der Inhalte immer unwichtiger werden und die Verpackung immer wichtiger wird, hat die FPÖ keine schlechten Karten. Ein ewig strahlender Strache in Jeans und Sakko im Kontrast zu den faden Krawattenmenschen Faymann und Pröll als Angebot für die Jugend. Und eine Kampfmama als Gegnerin des zurückhaltenden Fischer als Angebot für die Frauen.

Der amtierende Bundespräsident wird die Wahl schon gewinnen. Aber ein überdurchschnittliches Abschneiden seiner Herausforderin wäre trotzdem fatal für die Republik. Der größte Fehler, den die ÖVP machen könnte: sich den Wahlkampf erste Reihe fußfrei anschauen und heimlich zu triumphieren, wenn der "rote" Amtsträger Kratzer davonträgt. Und der größte Fehler der SPÖ: die inhaltliche Auseinandersetzung meiden und "staatstragend" auf die Aufklärung verzichten, wes Geistes Kind die Dame ist, die offenbar Bundespräsidentin von Österreich werden will. (DER STANDARD-Printausgabe, 2. Feber 2010)