Der politische Umgang mit Drogenkranken ist ein Paradebeispiel dafür, wie man versuchen kann, problemlösungsorientiert vorzugehen oder mit den Angstmachern zu heulen und auf die Stimmen sicherheitsbedürftiger Wähler zu hoffen. In Graz versucht die grüne Regierungspartei seit mehr als einem Jahr, das österreichweite Pilotprojekt einer drogentherapeutischen Anlaufstelle samt Konsumationsraum zu realisieren. Während internationale Experten das Konzept loben, ist der schwarze Koalitionspartner noch nicht ganz davon zu überzeugen.

Geht man von medizinischen Fakten aus, also etwa davon, dass Drogenkonsumenten abhängig und damit krank sind, kommt man nicht weiter, wenn man sie als Verbrecher kategorisiert. Konsumationsräume, wie es sie als "Fixerstübli" in der Schweiz seit 1986 oder als "Kontakt- und Anlaufstelle" seit 2000 in Deutschland gibt, haben weder Drogenkriminalität abschaffen noch Drogentote verhindern können. Doch sie haben die Bevölkerung entlastet, etwa weil die Drogenszene nicht mehr Parks oder sogar Spielplätze belagern. Und Drogenkranke selbst haben die Möglichkeit, ohne die zusätzliche Gefahr einer Infektion zu leben und im besten Fall angeschlossene Beratungsstellen aufzusuchen. Da ist für jeden etwas dabei.

Man müsste sich nur die Mühe machen, das pragmatisch und ohne Populismus den Wählern zu verkaufen. Die Grazer ÖVP hat nun die Chance dazu. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD-Printausgabe, 2.2.2010)