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Präsident Peter Schröcksnadel hat neue Strukturen für den Skiverband im Kopf.

Foto: EPA/Guariello

Schröcksnadel: Das zipft mich an. Lauter vierte Plätze.

Standard: Ihre Begründung dafür?

Schröcksnadel: Wenn man jetzt sagt, das System ist hin, ist das Schwachsinn. Das System ist nicht hin wegen ein paar Hundertstel. Es hat uns bei den Herren nicht mögen. Bei den Damen hat's uns mögen, das kam unerwartet.

Standard: Also alles nur Pech.

Schröcksnadel: Ein vierter Platz ist immer Pech. Fünf Hundertstel, da kriegst ja einen Vogel. Deswegen brauchen wir keine Neuordnung.

Standard: Aber sie ist geplant.

Schröcksnadel: Das will ich jetzt nicht besprechen, jetzt ärgere ich mich einmal. Das muss man halt akzeptieren. Wir führen im Gesamtweltcup, den müssen wir heimfahren. Und wenn wir jetzt den Kopf hängen lassen, dann fahren wir ihn nicht heim. Den Kombiweltcup haben wir. Und im Slalomweltcup führen wir auch.

Standard: Reden wir über Olympia. Wenn Benjamin Raich um fünf Hundertstel schneller fährt, dann hat das männliche Skiteam auch das schlechteste olympische Ergebnis, zwar nicht allein, aber ex aequo mit Sarajewo 1984, als Anton Steiner Abfahrtsbronze holte.

Schröcksnadel: Wir brauchen keine Ausreden. Wir haben keine Medaillen, das ist ein Fakt. Damit müssen wir leben. Wir haben nach wie vor das stärkste Slalomteam.

Standard: Auf diesem Berg nicht. War das Team nicht gut genug vorbereitet? Es herrschten hier andere Bedingungen als im Weltcup.

Schröcksnadel: Das haben wir gewusst. Aber ich glaube, dass es nicht an den Bedingungen gelegen ist. Ich glaube, es ist an Olympia gelegen. Letztlich muss der Fahrer fahren. Man kann nicht die ganze Verantwortung abgeben an die Trainer, an den Verband. Im Fußball ist es so, dass der Trainer gewinnt und verliert. Beim Skifahren ist es so: Wenn wir gewinnen, ist es der Läufer, wenn wir verlieren, ist es der Trainer. Wenn der Benni Erster ist, gibt's das ganze Theater nicht. Jetzt ist er Vierter, und wir haben das Theater.

Standard: Viele andere ÖSV-Sportler gewannen hier Medaillen. Ist das nicht ein Trost.

Schröcksnadel: Insgesamt ist es schön, ich hab mich über jede Medaille gefreut. Bis auf zwei Medaillen sind alle unsere. Aber jetzt steh ich im Slalomziel, und es ärgert mich einfach, dass die Alpinherren keine Medaillen gemacht haben. Hätten sie welche gemacht, hätten wir die besten Spiele der Geschichte. Das ist Jammern auf hohem Niveau.

Standard: Die Biathleten waren die große Schande von Turin. Jetzt gewinnen sie zwei Silberne. Ist das nicht eine schöne Geschichte?

Schröcksnadel: Ein Hammer. Aber es ist im Moment eine verkehrte Welt. Dort, wo wir das Problem gehabt haben, sind wir irrsinnig gut. Und dort, wo wir immer gut waren, es nie ein Problem gegeben hat, sind wir abgestürzt.

Standard: Österreichische Skitrainer stecken hinter vielen Erfolgen anderer Nationen. Werden Sie welche zurückholen?

Schröcksadel: Das ist eine Möglichkeit. Und deshalb ist es auch eine blöde Forderung, Trainer zu entlassen. Dadurch, dass schon so viele weggegangen sind, sind unsere Strukturen woanders eingeführt worden. Und jetzt müssen wir uns etwas Neues überlegen.

Standard: Zurück zur Struktur.

Schröcksnadel: Jetzt ist meine Emotion draußen, der Ärger weg. Die Struktur wird grundsätzlich geändert, nach dem Weltcupfinale wird sie vorgestellt.

Standard: Konkret?

Schröcksnadel: Ich sag nur, dass sie mehr Geld kostet. Wir haben zum Beispiel bei den Alpinen zu große Gruppen gehabt, weil wir gespart haben aufgrund der Krise. Das war natürlich nicht gescheit, aber das Geld muss man auch haben.

Standard: Die meisten Sparten waren ja erfolgreich bei den Spielen.

Schröcksnadel: Trotzdem gibt es Änderungen. Beim Skispringen hatten wir das Problem mit der Bindung. Dieses Theater war ja auch nicht grad lustig. Es gibt überall Verbesserungsbedarf.

Standard: Bleibt der Personalstand gleich?

Schröcksnadel: Man wird mehr Personal brauchen. Und ich geh jetzt nicht her und sag, der Giger wird rausgehaut. Wenn man das erwartet, dann erwartet man etwas Falsches. Wir haben sehr viel Potenzial, das nicht genützt wird.

Standard: In welchen Bereichen?

Schröcksnadel: Im wissenschaftlichen Bereich und beim Material.

Standard: Denken Sie schon an die Spiele 2014 in Sotschi.

Schröcksnadel: Ich denke nicht an Sotschi, das Konzept zielt auf die WM 2013 in Schladming. Ob ich dann weitertue, weiß ich nicht.
(Benno Zelsacher, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 1. März 2010)