Damian Izdebski ist Geschäftsführer von DiTech. 1999 gründete er im Alter von 23 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Aleksandra Izdebska die Firma.

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Der Computer-Fachhändler Ditech hat sich in den vergangenen Jahren zu einem österreichweiten Player entwickelt. Im Gespräch mit dem WebStandard erklärt Mitbegründer Damian Izdebski, weshalb er ein Abgehen von der "Geiz ist geil"-Mentalität verzeichnet, Geizhals vom "Segen zum Fluch" wird, und Endkunden trotz Wirtschaftskrise "Geld ausgegeben, als ob nichts gewesen wäre". Windows 7 hält er endlich wieder "für ein geniales Produkt" von Microsoft, er ist Datenkarten-Angeboten zugeneigt, weiß aber nicht, was er mit einem iPad machen soll. Dennoch, "wird es viele hunderttausend Leute geben, die das Ding kaufen, ohne zu wissen, was sie damit machen", sagt Izdebski im Interview mit Zsolt Wilhelm.

derStandard.at: Trotz Wirtschaftskrise haben Sie 2009 Ihren Expansionskurs fortgesetzt. Wie beurteilen Sie das vergangene Jahr?

Izdebski: Wir mussten unser Angebot aus Online-Shop und mittlerweile elf Retail-Verkaufslokalen weiter ausbauen, um einen flächendeckenden Service bieten zu können. Erst wenn wir auch in der Nähe des Kunden sind, entfaltet sich unser Potenzial wirklich. Zusätzlich ging es darum, Streuverluste in unserer österreichweiten Werbung zu vermeiden. Und obwohl wir unsere Standorte verdoppelt haben, werden wir dieses Jahr positiv bilanzieren. Das ist für uns ein Zeichen, dass unser Konzept angenommen wird.

derStandard.at: Haben Sie auch negative Effekte hinnehmen müssen?

Izdebski: Natürlich. Wir sind ja nur 15 Prozent gewachsen - so ein schwaches Wachstum sind wir nicht gewöhnt. Aber im Ernst, wir machen ja die Hälfte unseres Geschäfts mit Unternehmenskunden und da haben wir die Einschnitte gemerkt. Anfang des Jahres wurden einige Projekte gestrichen oder verschoben. Aber im August und September haben wir dann eine Entspannung gemerkt. Viele der Kunden waren auch an einem Punkt angelangt, wo sie die Investitionen in neue Computersysteme nicht mehr länger zurückhalten konnten.

Bei den Endkunden gab es keine Zurückhaltung. Die haben Geld ausgegeben, als ob nichts gewesen wäre.

derStandard.at: Ein Fünftel Ihres Umsatzes macht Ditech bereits über den Online-Verkauf. Fürchten Sie die bevorstehende Konkurrenz seitens der geplanten Internet-Shops von Media Markt/Saturn?

Izdebski: Zum erneuten Mal planen die das und ich glaube, es wird ihnen zum erneuten Mal nur mit mäßigem Erfolg gelingen.

derStandard.at: Weshalb?

Izdebski: Meinen Informationen nach ist ein unterschiedliches Pricing geplant für Online und Retail. Wenn es nicht so ist, wären sie online nicht attraktiv genug. Aber wenn sie online eine aggressivere Linie fahren als im Einzelhandel, verkaufen sie die Kunden für dumm, die im Retail einkaufen. Aber es ist auch schwer vorstellbar, dass sie die Retail-Preise ebenfalls senken.

derStandard.at: Sie haben sicher auch die Pleite der Elektronikfachhandelskette Cosmos verfolgt. Ist das ein schlechtes Zeichen für den österreichischen Elektronikfachhandel?

Izdebski: Es ist schade, dass es Cosmos nicht mehr gibt, weil sie zumindest in den guten Jahren wenigstens ansatzweise für ein wenig Gleichgewicht gesorgt haben. Die Pleite wird eine extrem negative Auswirkung auf die Hersteller und Lieferanten haben, weil sie jetzt einem Monopolisten ausgeliefert sind. Aber was Cosmos gefehlt hat, war ein Alleinstellungsmerkmal. Ich glaube nicht, dass eine einfache Kopie von Media Markt/Saturn heute überleben kann.

derStandard.at: Sondern?

Ich glaube, dass es eine enge Verknüpfung zwischen Online- und Retail geben muss. Der Markt und der Kundenzugang zu Produkten haben sich in den vergangenen Jahren komplett geändert. Heute braucht es nicht mehr riesige Ausstellungsflächen, weil die Leute im vornherein klären, was sie wollen. Sie können sich viel leichter Informationen und Feedback von anderen Kunden einholen. Bei den "Elektromischwarenhändlern", wie ich sie nenne, hat sich aber nichts geändert. Die verkaufen so wie vor 30 Jahren. Der Online-Auftritt dieser Elektro-Häuser ist ja eine Zumutung. Auf der anderen Seite haben Internetversandhäuser wie Amazon das Online-Geschäft perfektioniert. Was unserer Meinung nach gefehlt hat, war ein Mittelweg. Neben dem Online-Shop muss es eben auch eine persönliche Betreuung geben, weil der Kunde nicht mehr im Stande ist zwischen Computern zu unterscheiden.

derStandard.at: Durch die Verfügbarkeit von Informationen wird es für Kunden aber immer leichter, zumindest preislich zu vergleichen. Sind Plattformen wie Geizhals ein Fluch oder Segen für Sie?

Izdebski: Beides, es wird von einem Segen zu einem Fluch. Online-Händler gehen sehr aggressiv in Geizhals vor oder sind, wie in unserem Fall, sehr aggressiv vorgegangen. Natürlich kann man sich damit sehr günstig sehr viele Kunden kaufen. Das Problem ist, dass sich die drei oder fünf Anbieter an der Spitze mit automatisierten Preisrobotern wegen ein paar Cent die Schädel einschlagen, obwohl die Händler die Produkte zu diesen Preisen meist kaum ausliefern können. Und ich glaube, das haben die Kunden langsam realisiert. Wir beobachten einen Rückgang in der "Geiz ist geil"-Mentalität. Der Preis ist nach wie vor extrem wichtig, nur haben die Kunden nach schlechten Erfahrungen in den vergangenen drei, vier Jahren ihre Kaufentscheidungskriterien ein wenig anders gewichtet. Faktoren wie Service, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit werden immer wichtiger. Das ist für uns sehr erfreulich, weil man dadurch nicht mehr an der ersten Stelle liegen muss, um Produkte zu verkaufen.

derStandard.at: 2005 haben Sie sich dazu entschieden, eigene Computer und Notebooks unter der Marke DiMotion anzubieten und verkaufen heute gar keine Produkte mehr von namhaften Herstellern wie HP oder Apple. Warum eigentlich?

Izdebski: Das sind alles ganz tolle Geräte, keine Frage. Aber für uns entscheidend war, dass wir für diese Produkte kein Service anbieten konnten. Wenn so ein Marken-Computer heute kaputt geht, sind sowohl der Kunde als auch der Händler hilflos. Das Gerät muss in jedem Fall eingeschickt werden und die meisten Service-Center befinden sich mittlerweile im Ausland. Wir wollten unseren Kunden ein anderes Level von Service bieten. Bei unseren eigenen Geräten können wir unseren Kunden direkt helfen. Natürlich können wir beim Design nicht mit einem Vaio mithalten und damit nicht alle glücklich machen. Aber das wollen wir gar nicht. Dafür schneidern wir unsere Computer nach Maß.

derStandard.at: Kann man als österreichischer Hersteller, der in Österreich fertigt, überhaupt preislich mit den Großkonzernen mithalten, sodass am Ende des Tages noch ein Profit herausschaut?

Izdebski: Man kann unsere Geräte ganz klar nicht mit diesen Produkten vergleichen (Design, etc.), wir tun uns preislich daher leichter. Aber ein großer Unterschied ist, dass wir Computer für Österreich bauen und so auch auf regionale Wünsche eingehen können. Das werden Sie mir nicht glauben, aber die Bedürfnisse der User sind von Bundesland zu Bundesland anders. Wir verkaufen in der Steiermark und in Kärnten andere Notebooks als in Wien - Tatsache. Ein großer Hersteller wird darauf nicht eingehen, dafür ist Österreich ein zu kleiner Markt.

derStandard.at: Sie ziehen also eine positive Bilanz nach fünf Jahren?

Izdebski: Natürlich, wir verkaufen in diesen Tagen unser hunderttausendstes Gerät. Von den Stückzahlen liegen wir an zweiter Stelle hinter HP, wenngleich die Aufteilung zwischen PC und Notebook mit 80 zu 20 noch nicht dem Markt entspricht. Hier haben Notebooks PCs bei den Verkaufszahlen insgesamt schon überholt.

derStandard.at: Die ganze Computerbranche ist enorm abhängig von Microsoft. Betrachten Sie Windows 7 als Segen?

Izdebski: Windows 7 ist ein geniales Produkt, das Microsoft nach vielen, vielen Jahren wieder gut gelungen ist. Da hat sich lange Zeit sehr wenig getan. Das hat man auch an den Zahlen gesehen. "Segen" ist vielleicht zu viel gesagt, aber es ist jedenfalls eine Bereicherung. Es ist auch für uns wichtig, weil es uns leichter fällt, ein Produkt zu verkaufen, von dem wir selbst überzeugt sind. Wir haben auch begonnen, unsere Firma auf Windows 7 umzustellen. Dass es mehr PCs verkauft, glaube ich nicht, hier hat Windows Vista bereits für den Hardware-Sprung gesorgt.

derStandard.at: Was ist mit den Windows XP-Nutzern?

Izdebski: Die müssen zwar zum Teil schon neue Hardware anschaffen, dennoch haben wir deutlich mehr Lizenzen verkauft, als neue Computer.

derStandard.at: Apple ist weltweit gesehen am Computer-Markt nach wie vor ein relativ kleiner Player, dennoch gibt es einen zunehmenden Trend in Richtung Mac. Sehen Sie das als Bedrohung?

Izdebski: Das kann ich nicht sagen. Apple-Computer haben sicher ihre Existenzberechtigung, aber sie werden sich sehr schwer tun im gewerblichen Bereich. Ich selbst bin kein Apple-User und habe nicht einmal einen iPod.

Aber es stimmt schon, dass sich im Endkundensegment immer mehr Leute einen Mac anschaffen. Das sehe ich auch in meinem Freundeskreis. Aber es wird noch lange dauern, bis Apple Microsoft tatsächlich messbar bedroht. Im Endeffekt zahlt man eben immer noch das Doppelte oder mehr.

derStandard.at: Ein zweiter großer Trend geht in Richtung Smartphones, die Funktionen wie Email oder Internet-Surfen ermöglichen. Denken Sie, diese Geräte werden den PC-Verkauf bremsen?

Izdebski: Nein. Das sind komplett unterschiedliche Geräte. Ich kenne niemanden, der seine Mails nur am Smartphone liest. Spätestens im Büro oder zuhause werde ich meine Mailbox aufräumen wollen oder bearbeiten.

derStandard.at: Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages Mobilfunkprodukte anzubieten?

Izdebski: Ich kann mir das vorstellen, und wir sind dabei, das zu überlegen. Allerdings nur im Datenbereich und keine Telefonie. Wir bleiben sicher unserem Konzept "Computer und nicht irgendwas" treu. Klar ist es reizvoll, auch Fernseher oder Navis zu verkaufen, aber das würde unsere Marke verwaschen. Es ist wichtig, nicht bloß die möglichen Umsatzzahlen zu sehen, sondern sich selbst treu zu bleiben. Datenverträge zu verkaufen, ist andererseits vorstellbar. Das ist Internet, das ist unsere Welt.

derStandard.at: In diesem Datenbereich werden wohl auch die neuen Tablet-PCs sehr interessant werden. Was halten Sie denn persönlich von dieser neuen Computer-Spezies?

Izdebski: Es ist schwierig. Ich weiß nicht, welchen Bereich es abdecken soll. Zum Arbeiten ist es zu klein und als Telefon ist es zu groß. Wird es statt einem Notebook eingesetzt oder zusätzlich? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn Sie sich ihren Lebensbereich ansehen - Arbeitsplatz, zuhause - dann weiß ich nicht, wohin mit dem Gerät. Vielleicht kreiert es einen eigenen Sektor. Ich werde mir das auf der Cebit anschauen.

derStandard.at: Werden Sie sich ein iPad kaufen?

Izdebski: Glaube ich nicht, dass ich mir ein iPad kaufen werde. Dafür ist meine Neugier nicht stark genug. Ich werde mir eines anschauen und damit spielen, einfach um es kennen zu lernen. Aber ich sehe für mich persönlich keinen Einsatzbereich.

derStandard.at: Würden Sie Zeitungen oder Magazine auf einem Tablet-PC lesen?

Izdebski: Könnte sein, dass das im Bereich der Ebooks sehr gut funktioniert. Das wird die Zukunft zeigen. Apple hat natürlich den Vorteil, dass sie eine Community haben. Und egal welchen Blödsinn sie auf den Markt bringen, es kaufen ein paar hunderttausend Leute. Diese kritische Größe ist einfach durch die Fans, die Apple anbeten, schon gegeben. Ich glaube, es wird viele hunderttausend Leute geben, die das Ding kaufen, ohne zu wissen, was sie damit machen. Dadurch wird sich das iPad selbst einen Markt kreieren.

derStandard.at: War das bei den Netbooks nicht ähnlich? Und ist dieses Segment nicht auch gescheitert?

Izdebski: Es ist nicht gescheitert. Es wird nach wie vor Netbooks geben. Aber ich kenne viele, die sich anfangs eines gekauft haben und nach zwei, drei Monaten kugelte es dann irgendwo herum. Netbooks sind einfach ein Kompromiss und deshalb versuchen wir, die Kunden von etwas größeren Notebooks zu überzeugen. Ich will keine Prognosen stellen, aber genauso kann es mit den "iPads" werden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 1.3.2010)