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Während in Europa weiter über Finanzhilfe für Athen diskutiert wird, drohen EU-Politiker Spekulanten mit Sanktionen. Österreich wäre dem Verbot bestimmter Credit Default Swaps nicht abgeneigt.

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Athen/Wien - Mit dem Anstieg der Versicherungsprämien gegen den Staatsausfall von Griechenland bis Spanien geraten Credit Default Swaps (CDS) zusehends ins Visier der Politik. Zuletzt geißelten Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker die Instrumente zur Absicherung von Risiken. Während Juncker Spekulanten ebenso vollmundig wie vage mit "Folterwerkzeugen" drohte, stellte Lagarde das Verbot von CDSauf Staatsanleihen in den Raum. Deutschland wiederum untersucht, welche Rolle die Instrumente beim Anstieg von Zinsen von Staatsanleihen haben.

Am Montag befeuerten auch Stellungnahmen aus Österreich die Debatten: "Lagarde hat etwas aufgegriffen, das diskutiert gehört" , sagt der Sprecher von Finanzminister Josef Pröll dem Standard. "Auch wir haben uns die CDS angesehen, Lagarde ist zu demselben Schluss gekommen wie wir." Ein Verbot von CDS auf Staatsanleihen müsse schon deshalb überlegt werden, weil Geschäfte wenig Sinn machen:"Welche Bank kann den Zahlungsausfall eines Staates schon tragen?"

CDS können ganz unabhängig davon, ob man Anleihen gekauft hat, gehandelt werden. Das eröffnet Spekulationen Tür und Tor, sagen Kritiker. Das Problem dabei ist, dass CDS-Märkte und Anleihenmärkte sich gegenseitig beeinflussen. Die Höhe der CDS-Premien gibt ja an, wie hoch der Markt die Pleitewahrscheinlichkeit bewertet. Steigen also die CDS-Kosten für einen Staat, kann das auch Anleihen verteuern.

Von neuen Spekulationen berichtete am Montag die Financial Times. So sollen große Hedgefonds 2009 massiv griechische CDSgekauft und sich dabei goldene Näschen verdient haben. Die Fonds kauften die Papiere 2009 günstiger ein, können sie nun teurer weiterverkaufen. Viele Fonds kaufen lieber griechische Anleihen und kassieren dafür die Zinsen. Das Risiko ist ja null, weil die Hedgefonds versichert sind.

Der Bedeutung von CDS-Spekulationen tritt ein neuer Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) entgegen. Das BIZ kommt zu dem Schluss, dass sich das Volumen der CDSin engen Grenzen hält. Im Falle Griechenlands geht die BIZetwa davon aus, dass nur zwei Prozent der Staatsschuld abgesichert sind.

Allerdings steigt das Volumen stetig an. Und es gibt neue, umstrittene Tools. Ein Zauberwort bei den Anlegern lautet "iTraxx SovX" . Hinter der Bezeichnung steht ebenfalls ein Versicherungsgeschäft. Der "iTraxx SovX" schützt aber nicht gegen die Pleite eines Landes, sondern vor dem Ausfall von 15 Staaten, darunter Griechenland und Österreich.

Die gehandelten Volumen sind im Fahrwasser der Griechenlandkrise explodiert. Im Jänner waren Anleihen in Höhe von 50 Milliarden Dollar über den "iTraxx SovX" besichert, inzwischen sind es mehr als 100 Milliarden.

Der Wiener Ökonom Franz Hahn spricht sich dennoch gegen ein Verbot von CDS und ähnlichen Instrumenten aus."Spekulanten sorgen erst dafür, dass auf denMärkten genug Liquidität vorhanden ist" , sagt Hahn.

Ob Spekulation oder nicht: Auch der Euro geriet am Montag erneut unter Druck und rutschte ab. Für einen Euro bekam man Montag 1.3461 Dollar. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.03.2010)