Golden Retriever bei Moncler

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Dalmatiner bei Stella McCartney

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und Tauben bei Louis Vuitton

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Eine alte Regel im Theater besagt, dass Kinder und Tiere auf der Bühne ihre Wirkung nie verfehlen. Fällt einem Regisseur zu einer Szene nichts mehr ein, dann stellt er eine Fünfjährige auf die Bühne - oder er lässt einen Hund auftreten. Die Zuschauer finden's herzig - und die Szene ist gerettet.

In der Mode ist es derzeit ein bisschen ähnlich. Gertenschlanke Models mit Föhnfrisuren, die sich im heißen Wüstensand oder auf noch heißeren Kühlerhauben räkeln, kennen wir zur Genüge. Sie bannen uns ähnlich wie eine Todesszene im Theater, die sich über eine halbe Stunde hinzieht. Erst wenn ein aufgeweckter Pudel um die Bühnenecke biegt, erwachen wir aus unserem Theaterschlaf.

Offenbar stimmt auch die Mode derzeit ein wenig schläfrig. Um das Interesse für die neuen Walle- und Glitzerkleider anzukurbeln, vertrauen die Designer auf die süße Macht von Täubchen, Hündchen, Kätzchen oder Pferden. Sie bevölkern die Mode und die Modeanzeigen in diesem Frühjahr. Wobei auffällt, dass die Hunde den Pferden mittlerweile den Rang abgelaufen haben.

Die stolzen Hengste, an denen jeder einzelne, von Schweiß überströmte Muskel im Gegenlicht der Prärie funkelt, kennen wir schon seit Jahren aus den Anzeigen in den Magazinen. Sie treten bevorzugt in Kombination mit halbnackten Männern oder mit in Leder gekleideten Frauen auf. Tiefenpsychologen sagen, dass die Viecher irgendetwas mit unserer Sexualität zu tun haben.

In dieser Saison haben dagegen neben Federvieh (Louis Vuitton, Miu Miu und Faith Connection) die Hunde ihren großen Auftritt. Bei Moncler ist es ein Golden Retriever, bei Stella McCartney ein Dalmatiner. Letzteres ist insofern ein Fortschritt, als die Beatles-Tochter vergangene Saison noch auf Bambis, Eichhörnchen und Füchse setzte. Offenbar hantelt sich Stella gerade durch die Traumata ihrer Jugend. Sie wuchs bekanntlich auf dem Land auf und Fernsehen war verboten.

Wäre sie doch ins Theater gegangen. Dann wüsste sie, dass Tiere kein gutes Zeichen sind, was das Talent des Regisseurs anbelangt. (hil, derStandard.at, 01.03.2010)