Leipzig - Lernt ein Mensch ein neues Substantiv und ein neues Verb, so wird das Gehirn dabei in einer jeweils anderen Region aktiv. Das haben deutsche und spanische Forscher entdeckt, berichtet die Fachzeitschrift "NeuroImage". "Das Gehirn unterscheidet beim Lernen zwischen Worttypen", erklärt Studienautorin Anna Mestres-Missé vom Max Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

Mehrere Hinweise führten die Forscher auf die Spur. "Manche Patienten, die Verletzungen im Gehirn erlitten haben, haben Probleme mit Hauptwörtern, andere mit Zeitwörtern", so Mestres-Missé. Erwachsene reagieren in Tests weit schneller und richtiger auf Substantive als auf Verben, zudem lernen auch Babys die Verben viel später. "Die erste Erfahrung der Welt sind Dinge, die man fühlen und sehen kann. Vor dem Zeitwort 'essen' ist wichtig, was ich esse." Mit Verben kämpfen Kinder oft noch als Dreijährige.

Versuch

Für ihr Experiment legten sich 21 Versuchspersonen in einen Magnetresonanz-Tomografen und lernten 80 Zeit- und 80 Hauptwörter, die aus einer frei erfundenen Kunstsprache stammten. Die Bildgebung zeigte, dass neue Hauptwörter den linken fusiformen Gyrus aktivieren, einen Teilbereich des Temporallappens, der für Seh- und Objektswahrnehmung zuständig ist. Zwei weitere Regionen - der bilaterale Hippocampus und das bilaterale Putamen - wurden ebenfalls bei Hauptwörtern aktiv.

Wurden Verben gelernt, war hingegen eine andere Gehirnregion aktiv. Es handelte sich dann um den posterioren Teil des Gyrus temporalis medius, der mit semantischen und konzeptuellen Bereichen in Verbindung steht, sowie auch die Region, die für die Grammatik zuständig ist.

Mestres-Missé bezeichnet die Studie als Grundlagenforschung, eine Empfehlung für das Fremdsprachenlernen könne man daraus allerdings noch nicht ableiten. "Wir können nun bestimmte Phänomene erklären, deren Zusammenhang man bisher nicht verstanden hat", so die Leipziger Forscherin. (pte/red)