Salzburg (APA) - Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) startet ihre Aktionswoche zu den All-in-Verträgen und deren Nebenwirkungen - besonders auf die Gesundheit. Immer mehr Arbeitnehmer würden sich mit All-in Verträgen konfrontiert sehen, sagte der Vorsitzende der GPA-djp, NRAbg. Wolfgang Katzian (SPÖ) bei einem Pressegespräch in Salzburg. Die All-in-Verträge würden auf den ersten Augenblick gut ausschauen, sich aber dann zu einem "arbeitsrechtlichen, sozialrechtlichen und gesundheitlichen Alptraum" entwickeln, so Katzian.

Rund ein Drittel dieser Verträge hätten große Defizite: So würden unter anderem ein Drittel der Überstunden nicht bezahlt, und die Leute kämen zu keinem Zeitausgleich. Die Wirtschaftsunternehmen ersparten sich dadurch in Österreich pro Jahr rund 35 Mio. Euro. Die Arbeitszeit belaufe sich in der Alpenrepublik auf bis zu 72,9 Stunden pro Woche und viele liefen Gefahr, gesundheitliche Probleme zu bekommen, so der GPA-djp-Vorsitzende. Ein dramatisches Ansteigen von Burn-out-Fällen sei zu verzeichnen.

"Firmen versuchen Gesetz zu umgehen"

"Wenn die Verträge gut sind, dann haben wir nichts dagegen, aber viele Unternehmen nützen sie aus und meinen, damit Gesetze umgehen zu können." Mit einer Vereinfachung oder großzügigen Bezahlung versuchten viele Firmen ihre Angestellten davon zu überzeugen, auf einen All-in-Vertrag umzusteigen: Keine Einzelüberstundenabrechnung und ein großzügiger Verzicht auf Arbeitszeiterfassungen seien nur einige der Begleiterscheinungen von All-in. Eine Kombination von All-in-Gehalt mit einem Leistungsentgelt berge auch Gefahren: Intransparenz und Systemdruck auf Überarbeitung, Stress und Burn-out. Rechtlich seien All-in Verträge natürlich erlaubt, dürften aber nicht zu einem Unterlaufen der kollektivvertraglichen Gehälter führen, so Katzian. Daher sollten die Betroffenen ihre All-in-Vertrag von den Experten der Gewerkschaft prüfen sowie nachrechnen lassen. Auch Überstundenaufzeichnungen sollten vom Arbeitnehmer geführt werden.

Nur wenn die Transparenz gegeben bleibe, sei die Fairness eines Vertrages überprüfbar. Daher hat die GPA-djp in den vergangenen Jahren in mehreren Kollektivverträgen eine Fairnessklausel für All-in-Verträge verankert. Auch bei künftigen Kollektivvertragsverhandlungen werden diese Fairnessklauseln eine wesentliche Rolle spielen. "Wir können uns sehr wohl vorstellen, All-in-Verträge nur auf Führungskräfte zu beschränken", meinte der GPA-djp-Vorsitzende. Auch der Betriebsrat müsste bei den All-in-Verträgen eingebunden sein, und ohne seine Zustimmung sollte es nicht gehen.

Arbeitsinspektorate müssten in Zukunft bestehende Gesetze auf deren Einhaltung stärker prüfen. Auch die Gebietskrankenkassen sollten sich anschauen, ob die Sozialabgaben auch bei All-in-Verträgen transparent und richtig sind. "Die All-in-Verträge setzen Gesetze nicht außer Kraft", unterstrich Katzian. Betroffene sollten vor allem eines bedenken: "Gesundheit lässt sich nicht mit Geld abkaufen." Ältere Leute sollten auch berücksichtigen, dass die Regenerationszeiten länger dauerten als in jungen Jahren. (APA)