Die Hypo Alpe Adria wurde notverstaatlicht, deren Chef erhält eine Millionen-Ablöse: Die Regierung verweist darauf, dass die BayernLB denVorstandsvertrag mit Franz Pinkl abgeschlossen habe.

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Graz/Wien - Die Regierung ist sich bei der Ablöse von Hypo-Chef Franz Pinkl einig. Bundeskanzler Werner Faymann betonte am Montag bei der Regierungsklausur in Graz, dass der Vertrag des Kurzzeit-Hypo-Vorstandsvorsitzenden, der mit einer Abfertigung von bis zu 4,5 Millionen Euro aus dem Unternehmen ausscheidet, "unter bayerischer Verantwortung" abgeschlossen worden sei. Die Bundesregierung hätte darauf keinen Einfluss. Wenn der Vertrag so abgeschlossen wurde, werde er wohl so gültig sein.

Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll, der von der Kärntner SPÖ bereits aufgefordert wurde, diese "Wahnsinns-Abfertigung" zu stoppen, erklärte, dass Pinkl nicht für das Dilemma der Hypo verantwortlich zu machen sei. Auffällig sei, dass jene, die gerufen hätten, "weg mit dem Kollegen Pinkl" , jetzt die gleichen seien, die fordern, dass der Vertrag nicht einzuhalten sei. Diskussionen über Pinkls Ablöse habe es unter den Koalitionspartnern keine gegeben, versicherten Pröll wie Faymann. FPK-Abgeordneter Johann Gallo, Mitglied des Kärntner Hypo-Untersuchungsausschusses, sagte am Montag, es würde ihn nicht wundern, wenn rund um die Ablöse der "Vorwurf des Schweigegeldes" laut würde.

Bei den 4,5 Millionen dürfte es freilich Abstriche geben, heißt es aus Aufsichtsratskreisen der Kärntner Bank. In der Summe seien wohl Boni-Zahlungen enthalten, die angesichts der schlechten Performance "erheblich reduziert werden müssen" , sagte ein Kontrollorgan. Pinkl selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hintergrund der Abfindung ist eine "Change-of-Control-Klausel" : Der Vorstand hat das Recht bei einem Eigentümerwechsel gegen Bares vom Vertrag zurückzutreten.

Kritisch hinterfragt werden jetzt auch die hohen Beraterverträge, die Pinkl abgeschlossen hat und für die die Hypo im Vorjahr 32 Mio. Euro ausgegeben haben soll. Allerdings dürfte die Summe nicht zuletzt der BayernLB anzulasten sein, die mehrmals die Strategie bei ihrer Kärntner Tochter gewechselt hat:Auf Expansionskurs folgte die Restrukturierung. Jedenfalls hat Pinkl auch zuvor bei der Volksbank AGmit hohen Consulter-Aufträgen von sich reden gemacht - mehr als 90 Mio. Euro wurden dafür ausgegeben. Die Bank hatte sich im April 2009 einvernehmlich von Pinkl getrennt, der Vertrag wäre bis Ende März 2011 gelaufen. In der Branche wird davon ausgegangen, dass der Manager auch bei der ÖVAG eine hohe Abfindung erhalten hat.

In der Frage der Pinkl-Nachfolge kristallisiert sich Helmuth Horvath als Favorit heraus. Ihn soll die SPÖ für den Job gleich nach der Verstaatlichung für sich reklamiert haben. Horvath war bei der Bawag-Sparbuchaktion der Bank Austria mit von der Partie und fungierte auch drei Jahre im Vorstand der Bank Medici, die in den Fall Madoff verstrickt ist.

Bei der Aufklärung der Hypo-Beinahepleite soll der pensionierten Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Dietmar Pacheiner, als juristischer Berater fungieren. Der Vorschlag sei von der SPÖ gekommen, sagte Gallo, der den Einsatz befürwortet. (völ, gra, as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.03.2010)