Wien - Am Donnerstag tagt der Aufsichtsrat der Hypo Investmentbank AG; auf der Tagesordnung stehen die Problemzonen der Bank. Im Fokus stehen die Kalamitäten rund um die Verbuchung von Verlusten aus Lehman-Papieren sowie die 800-Mio.-Euro-Geschäfte, die über das irische Vehikel Augustus abgewickelt wurden. In einen Fall ermittelt die Justiz wegen des Verdachts der Bilanzfälschung, im zweiten vertritt die Aufsicht die Ansicht, die Großveranlagungsgrenze sei überschritten worden.

In der landeseigenen Bank beurteilt man die Probleme ganz anders. Aufsichtsratschef Herbert Fichta schrieb am 22. Februar Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka (ÖVP)zur Bilanzierung: Die Bank habe mit der französischen BNP einen "Kauf und Verkauf von Anleihen" durchgeführt, die bilanzielle Darstellung sei mit Bankprüfer Deloitte abgestimmt und von diesem als "richtig, vertretbar und unbedenklich" befunden worden. Deloitte habe das Vorgehen als "Handelsbrauch" bezeichnet. Zudem beruft sich Fichta auf ein Gutachten von Ernst & Young.

Zur Erinnerung: Zwei Lehman-Papiere waren Ende 2008 von 17 auf zwei Mio. Euro abgestürzt; über Einschaltung der Liechtenstein-Anstalt Lessika wurden sie weit über Wert an BNP verkauft, im Gegenzug zeichnete die Hypo fünfjährige Anleihen ("Aquarius" ). Verbucht wird (abgesehen von 3,5 Mio. Euro Drohverlust-Rückstellung) in Tranchen - die Aufsicht meint (wie einst bei den Spekulationsverlusten der Kärntner Hypo), der Verlust hätte sofort verbucht werden müssen.

Bankchef Peter Harold erklärt die Grundzüge dieses Deals so: Weil der Geschäftspartner (BNP;Anm.) im Dezember die Dokumentation für das Geschäft nicht fertig gestellt hatte, habe man die Papiere an Lessika verkauft, drei Wochen später sei der Deal "zu den vereinbarten Konditionen" an den Partner weitergegangen. Die Aquarius-Anleihe sei "voll besichert und werthaltig" .

Lessika (dort blieb erklecklicher Gewinn hängen;auch andere Banken sollen die Bilanz-Dienste in Anspruch genommen haben) gehört zwei Liechtensteinischen Stiftungen (namens Benita und Mailin) aus dem Umfeld der Hypo-Investmentberater, Michael Dirnegger und Hans-Michael Schania. Die zwei Experten für strukturierte Produkte führen die Wiener Gesellschaft Aurelius. Benita-Begünstigte ist Dirneggers Frau, Mailin-Begünstigter ist Schania.

Auch die 800-Mio.-Euro-Kredite an die Zweckgesellschaft Augustus rechtfertigt Harold, der seit Mai 2008 im Hypo-Vorstand ist und sie zuvor beraten hat. Augustus habe Fonds übernommen, die von der Bank über Kredite refinanziert wurden. Der Aufsichtsrat sei informiert gewesen, in Folge seien Mitteilungen an die Notenbank erfolgt. Diese Konstruktion sei von Anwälten und Deloitte begleitet worden. Und: Man gehe davon aus, dass Augustus als 20-Prozent-Tochter der Hypo Teil der Kreditinstitutsgruppe ist und daher die Großveranlagungsgrenze nicht gilt. Laut Harold wird das Geschäft bis Ende März substanziell reduziert; angeblich sind noch 400 Mio. Euro Kredit offen. Berater von Augustus sei Aurelius (Dirnegger und Schania; Anm.); ihnen soll auch die Augustus-Mehrheit gehören.  (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.03.2010)