Bild nicht mehr verfügbar.

Schon im November versuchte Barack Obama (im Bild mit Parlamentspräsident Wu Bangguo) einen Deal zu finden. Vergebens.

Foto: Reuters/David Gray

Politiker Chinas und der USA wollen wieder miteinander reden. Premier Wen Jiabao gab über Internet das Signal für die von ihm gewünschte Entspannung der seit den US-Waffenlieferungen an Taiwan und dem Dalai-Lama-Empfang durch Präsident Barack Obama schwer belasteten Beziehungen. Wen nutzte seinen Online-Auftritt im Regierungsportal, über den er Fragen zur am Freitag beginnenden Parlamentssitzung des Volkskongresses beantworten sollte, um seine Botschaft an die USA loszuwerden: Ob 2010 zum "Jahr des Unfriedens" in den Beziehungen zwischen China und den USA würde? Er hoffe auf das Gegenteil, antwortete der Premier.

Mit Rückversicherung

Wens Wunsch nach verbesserten Handelsbeziehungen war nur der Auftakt. Inzwischen erfuhr die Öffentlichkeit, dass sich hochrangige Politiker aus Peking und Washington zu Gesprächen verabredet haben. US-Vizeaußenminister James Steinberg und Obamas Asienberater Jeffrey Bader sind Dienstag bis Donnerstag auf Chinabesuch in Peking. China schätze beide US-Emissäre für Vorschläge, das bilaterale Verhältnis auf "strategische Rückversicherungen" zu begründen, schrieb die Global Times. Nach Vorstellungen Steinbergs würden die USA Chinas Aufstieg als Großmacht begrüßen, wenn die Volksrepublik im Gegenzug versichern kann, dass dieser nicht Interessen anderer Mächte zuwider läuft.

China Daily berichtete, dass die US-Politiker Chinas Führung zur Teilnahme an Lösungsbemühungen im Atomstreit mit Iran gewinnen wollten. Ziel ihres Besuches sei auch, Pekings Politiker mit an den Tisch zur Iran-Konferenz über atomare Sicherheit im April in Washington zu bringen.

Peking möchte zwar sein Verhältnis zu den USA wieder verbessern, weigert sich aber als Verbündeter des Iran, Sanktionen mitzutragen. Bisher lehnte das Außenministerium die Aufforderung von US-Außenministerin Hillary Clinton ab, sich an Initiativen zu beteiligen, die innerhalb von 60 Tagen zu einer UN-Resolution gegen Iran führen sollen. Außenminister Yang Jiechi wich der Frage nach Chinas globaler Verantwortung aus: "Es gibt Stimmen, die sich ehrlich wünschen, dass China eine größere Rolle spielt. Es gibt aber auch solche, die Chinas Stärke überschätzen und seinen Einfluss hochspielen."

Wie stark Pekings wirtschaftliche Interessen in Iran sind, die seine Hände binden, machen jüngste Zahlen deutlich: Der beiderseitige Handel, an dem Chinas Erdölimporte 50 Prozent ausmachen, stieg von zwei Mrd. US-Dollar Umsatz im Jahr 2000 auf 27,6 Mrd.Dollar 2008. Iran rückte mit 21,6 Millionen Tonnen Erdöl, die es Jänner bis November 2009 nach China exportierte, zum drittgrößten Lieferanten für China auf.

Trotz Wirtschaftskrise verlief 2009 Chinas Handel mit Iran stabiler als mit anderen Ländern, vor allem bei Exporten. Iran stieg in den ersten neun Monaten 2009 zum größten Bau- und Projektmarkt für Chinas Firmen auf, die Aufträge für neun Mrd. US-Dollar erhielten. Fünf chinesische Konzerne von Huawei bis Zhonghua haben ein Drittel des Marktanteils im Telekom-Sektor. Die Huawei-Gruppe legte in 130 Städten Irans Glasfasern. Chinesische Firmen bauten U-Bahnen für Teheran. Neun chinesische Autohersteller sind in Iran mit eigenen Werken vertreten. (Johnny Erling aus Peking/DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2010)