Mailand - Der Geldwäscheskandal im italienischen Telekommunikationssektor zieht immer weitere Kreise. Rund 190 Gesellschaften aus etwa zwanzig Ländern stehen im Verdacht, in den Skandal um zwei Mrd. Euro an reingewaschenem Geld verwickelt zu sein. Eine der Spuren führt auch nach Wien.

So soll eine Firma Namens "Meine Ware Gmbh" mit Sitz in Wien Teil des Geldwäscherings gewesen sein, schreibt die renommierte Mailänder Wirtschaftszeitung Il Sole-24 Ore. Das Unternehmen firmiert inzwischen als "M&W Handels- und Kommerzielle Beratungs GmbH" . Von der Gesellschaft war am Montag keine Auskunft zu erhalten. Der von der Mailänder Wirtschaftszeitung in einer Grafik veröffentlichte Geldwäschering basiert dem Vernehmen nach auf Unterlagen der Staatsanwaltschaft.

Heute, Dienstag, sollen die Richter in Rom entscheiden, ob die beiden involvierten Telekom-Gesellschaften Fastweb (Swisscom) und Sparkle (Telecom Italia) unter Sonderverwaltung kommen. Dies würde laut Rechtsanwalt Riccardo Ricci "erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem" haben.

Auswirkungen, von denen die Anti Mafia-Jäger seit langem warnen. Bisher waren in die Geldwäscheskandale meist kleinere Unternehmen verwickelt. "Nun trifft es die Hochfinanz" , sagte Ricci. Es geht im Kern um Aktivitäten in den Jahren 2003 bis 2006.

Sowohl die inzwischen vom Schweizer Telekomunternehmen Swisscom gekaufte Fastweb als auch Telecom Italia erklärten, nichts von dem Geldwäschering rund um ihre Gesellschaften gewusst zu haben.

Am Montag hat der römische Parlamentarier Nicola Di Girolamo seinen Rücktritt erklärt. Die Staatsanwälte in Rom haben Di Girolamo von der Berlusconi Partei PdL im Verdacht, als Mittelsmann zwischen der kriminellen Verbrecherorganisation "Ndrangheta" und den beiden Telekom-Gesellschaften gewirkt zu haben.

Das Gericht in Rom hat insgesamt 86 Haftbefehle ausgestellt. Fastweb Gründer Silvo Scaglia sitzt bereits hinter Schloss und Riegel und soll heute, Dienstag, erstmals verhört werden. "Es handelt sich um einen der kolossalsten Betrugsfälle in der Geschichte Italiens", meinte Untersuchungsrichter Aldo Morgini. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.03.2010)