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"Krone"-Chef Hans Dichand.

Foto: Reuters/Foeger

Und jetzt geht es doch anders! Das könnte am altersbedingt nachlassenden Gehör liegen, oder daran, dass die Selbstinfektion mit boulevardeskem Größenwahn nur noch auf die SPÖ Eindruck macht. Erst am 15. Jänner dieses Jahres ließ Hans Dichand die ÖVP wissen, was er von allen Seiten hört: Dass nun Erwin Pröll nicht antreten wird, ist eine Entscheidung, die getroffen wurde, aber von allen Seiten höre ich, dass die ÖVP einen Kandidaten aufstellen wird müssen, anders geht es einfach nicht.

Mit seinem Erwin war Er nicht in einer Win-win-Position. Dass diese Partei jedoch nicht einmal mehr Aufträge von allen Seiten entgegennimmt, zeigt ihre ganze Verstocktheit. Als kreativer Pokerspieler hatte er sich als Trumpfkarte für den Notfall, dass es einfach doch anders geht, längst eine Pik-Dame in den Ärmel praktiziert, die er am 12. Februar ausspielte. Sie - Barbara Rosenkranz - spielt heute eine sehr bedeutende Rolle, weil ihre Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl doch sehr wahrscheinlich ist. Da konnte der FPÖ-Chef gar nicht anders, als eine Entscheidung, die getroffen wurde, auch zu treffen und in der "Kronen Zeitung" - wo sonst - gratis zu inserieren. Heute, Dienstag, darf sich auch der Parteivorstand vor der Weisheit Dichands verbeugen. Zwar war der niederösterreichische Onkel dessen erste Wahl, aber solange Ausländerfeindlichkeit ausreichend verbürgt ist, kann er auch mit einer zehnfachen Mutter leben.

Beinahe hätte er sich wieder geirrt, denn wie Strache keck wissen ließ: Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, denn aus vielen Umfragen und Zuschriften - wie man so sagt, von allen Seiten - sei klar hervorgegangen, er selber solle antreten. Nur ein winziges Detail verhinderte eine zweite Abfuhr für Cato, wie Strache erklärte: Ich bin den Wienern im Wort.

Wenn die Wiener das nur ebenso zu schätzen wissen wie Cato die erträumte Regression in den nationalen Mutterleib, abgeschirmt von allen Unbilden der EU. Es waren die EU-Politiker, denen es eines Tages eingefallen ist, unsere Grenzen aufzulösen, betätigte er sich Montag als Pestitschek, das Original. Und dann? Alle Arten von Verbrechen entstanden. Das ging jahrelang so weiter und musste zu Einsichten führen. Natürlich hat man längst eingesehen, dass die Grenze wieder geschlossen werden müssen. Und endlich Licht an Catos Horizont: Jetzt zum ersten Mal gäbe es vielleicht eine Gelegenheit, dass man die normalen Zustände wiederherstellen könnte.

Wie dieses? Ein neuer Bundespräsident steht zur Wahl. Echt? Eine Mutter von zehn Kindern, die schon in der Politik gezeigt hat, was sie kann, bewirbt sich um diese sehr hohe Position, was einen normalerweise noch nicht zum neuen Bundespräsidenten macht. In diesem Fall aber ist die Sache schon gelaufen: Wählen wir sie, sie wird eine gute Bundespräsidentin für Österreich sein! Und dann mit einem Schlag alle Arten von Verbrechen, die da entstanden sind ebenso wie eine Kriminalität, wie wir sie noch nie gehabt haben, mit einem Schlag ausmerzen. Und auch gleich für Österreich aus der EU austreten.

Wozu überhaupt noch wählen, wenn Cato bereits entschieden hat? Besteht doch ein gewisses Risiko, das Volk könnte ebenso wenig auf Cato hören wie die Volkspartei. Diese herbeigeschriebene Chancenlosigkeit von Rosenkranz steht allerdings in Widerspruch zu Ansätzen einer bevorstehenden Sudelkampagne gegen die FPÖ-Kandidatin, bei der über die Namen ihrer zehn Kinder, ihre EU-kritische Haltung und ihre Vorbehalte gegenüber Ausländern sowie Scheinasylanten hergezogen wird, versuchte einer der lebenslangen und auch schon pensionsberechtigten Lehrbuben Dichands vorzubeugen. Die vereinigte linke Medienlandschaft mögen es nur nicht wagen, Eulen nach Athen zu tragen und Rosenkranz politisch ins rechte Eck zu stellen.

Wieso Dichand sein innenpolitisches Personal nicht einspart, wo an seiner Nadel hängende Leser dasselbe ebenso professionell und gratis leisten, lässt sich nur mit seinem Selbstverständnis als gütiger Redaktionsvater erklären. Zu dem von ihm vorgegebenen Thema Eine mutige Mutter dichtete ein Peter Blaschek: Der Mut von Fr. Rosenkranz, als FPÖ-Kandidatin für die Bundespräsidenten-Wahl anzutreten, ist bewundernswert, da ja mit Sicherheit anzunehmen ist, dass die Vereinigten Linken mit Argumenten aus der untersten Schublade versuchen werden, Fr. Rosenkranz negativ darzustellen. Endlich trägt sie ein Mutterkreuz! (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 2.3.2010)