New York/Brüssel - Die EU-Kommission will noch diese Woche eine "Frauen-Charta" vorstellen. Die Vizepräsidentin der Brüsseler Behörde und Justizkommissarin Viviane Reding erklärte Montagabend vor den Vereinten Nationen in New York, es sei inakzeptabel, dass die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in den vergangenen 15 Jahren in einigen Ländern sogar noch zugenommen hätten. Außerdem verurteilte sie die Genitalverstümmelung von Frauen als "grausames Verbrechen", das "weder in der EU noch irgendwo in der Welt" geduldet werden dürfe.

"Multidisziplinäres Aktionspaket"

Angesichts dieser Verletzung der menschlichen Würde werde sie ein multidisziplinäres Aktionspaket vorschlagen, das den europäischen Standard von kriminellen Vergehen beinhalte, sowie Sanktionen im Bereich der Genitalverstümmelung von Frauen vorsehe. Für den Sommer kündigte Reding auch eine umfassende Gleichbehandlungs-Strategie an. Darin sollen die Prinzipien der "Frauen-Charta" mit konkreten Umsetzungsschritten enthalten sein.

Seit 1957 sei die Gleichbehandlung in den Europäischen Verträgen verankert. Obwohl sich die Zahl der beschäftigten Frauen auf rund 60 Prozent erhöht habe, gebe es noch viel zu tun. Nur 67 Prozent von Frauen mit Kleinkindern haben Arbeit, verglichen mit 92 Prozent der Männer. Frauen seien in diesem Bereich weiterhin nicht begünstigt.

Reding für Sanktionen gegen FGM-praktizierende Länder

Zum Problem von Gewalt gegen Frauen verwies die Justizkommissarin darauf, dass bis zu 25 Prozent von Frauen in Europa Erfahrungen damit hätten, "zumindest einmal als Erwachsene". Zehn Prozent würden unter sexueller Gewalt leiden. "Ich bin schockiert, wie Frauen in Kriegen misshandelt werden. Und ich bin empört, dass jeden Tag geschätzte 6.000 Mädchen weltweit unter genitaler Verstümmelung leiden". Dies dürfe nicht mehr hingenommen werden. Sanktionen sollten dazu beitragen, die grenzüberschreitende Dimension dieses Verbrechens anzuprangern. "Wir dürfen keinen Stein auf dem anderen lassen und wir dürfen nicht aufhören, bis diese Gewalt an Frauen ausgerottet ist." (APA)