Es sind schwierige Zeiten für die Cebit. Die weltgrößte Computermesse in Hannover, die heute bis 6. März ihre Tore für das breite Publikum öffnet, sucht ihre künftige Rolle in der Hightech-Welt. Zwar konnten die Veranstalter den drastischen Ausstellerschwund der vergangenen Jahre bremsen. 4157 Aussteller aus 68 Ländern sind vom 2. bis 6. März in Hannover vertreten. 140 weniger als im Vorjahr, als die Zahl bereits um rund ein Viertel gesunken war. 8100 Aussteller waren es noch im Jahr 2000.

Neues

Spezialmessen haben an Bedeutung gewonnen. Spektakuläre Neuheiten feiern ihre Premiere nicht mehr in Hannover, sondern auf dem Mobile World Congress in Barcelona, der Consumer Electronics Show in Las Vegas oder der Ifa in Berlin.

Die Veranstalter versuchen daher die Cebit als Platz zu positionieren, "wo Themen und Trends gesetzt werden", wie es Messe-Vorstand Ernst Raue formuliert. Bei vielem, was gezeigt wird, dürfte es sich allerdings mehr um eine Fortsetzung bereits laufender Entwicklungen handeln. Heuer im Fokus stehen "Connected Worlds". Hier soll gezeigt werden, wie die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, mobiler und stationärer Anwendung, Online und Offline langsam verschwinden.

Google

Die Aufmerksamkeit der Besucher dürfte dabei besonders einem der wichtigsten Treiber dieses Trends gelten: Google. Das Unternehmen, erstmals auf der Cebit mit einem eigenen Stand vertreten, wird dabei keinen einfachen Stand haben. Dem Internetkonzern, der in Hannover für seinen umstrittenen virtuellen Stadtrundgang Street View werben will, bläst in Europa ein zunehmend argwöhnischer Wind seitens Datenschützern und Politikern ins Gesicht. Vergangene Woche erst forderte die EU Google auf, für Street View aufgenommene Fotos innerhalb von sechs Monaten wieder zu löschen. Momentan werden sie zwölf Monate gespeichert. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel will den Dienst zwar nicht verhindern, ermutigt aber alle jene, die dadurch ihre Privatsphäre verletzt sehen, von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch zu machen.

Auch wenn die hannoverische IT-Messe vom Bauchladen-Image wegkommen will, bleibt sie die Messe, die alles zeigen will. Neue Computer und Handys ebenso wie Software aus der "Wolke" (dem Internet), IT-Sicherheit, Green IT bis hin zur Musik. Cebit Sounds, Messe in der Messe, soll die gesamte digitale Wertschöpfungskette im Musikgeschäft abbilden und als Ausstellung für große Plattenfirmen, kleine Labels sowie Medien und Anbieter von Hard- und Software zur Musikproduktion und -bearbeitung dienen.

3D

Auch wenn Weltpremieren in Hannover seltener geworden sind, viele Produkte werden hier erstmals einem breiten europäischen Publikum zugänglich gemacht. Ein großes Thema ist die dreidimensionale Darstellung von Bildern und Filmen, sowohl auf dem TV-Schirm als auch an Computer und Laptop - neue 3-D-Brillen machen es möglich. Angeboten werden auch spezielle Aufsätze für Bildschirme. Oder man benutzt gleich eine Videobrille, wie sie Optikspezialist Carl Zeiss entwickelt hat.

Oder Laptops mit Touchscreens à la iPhone und mit winzig kleinen Chip-Festplatten wie im MP3-Player (Solid State Disk). Erwartet werden auch einige Tablet-PCs mit Googles Android-Betriebssystem, die sich als Konkurrenten zu Apples iPad positionieren wollen.(Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 2. März 2010)