Ein Albtraum von einem Cheerleader: Megan Fox als gefallene Heldin im smarten Mädchen-Horrorfilm "Jennifer's Body".

(20th Century Fox Home Entertainment, Region 2)

Foto: TCFHE

Jennifer und Needy verbindet eine Sandkastenliebe. Inzwischen sind sie als "beste Freundinnen für immer" ins fortgeschrittene Teenageralter vorgerückt, und das eingespielte Beziehungsmuster scheint irgendwie nicht mehr so gut zu passen. Jennifer (Megan Fox) gibt den promisken Cheerleader. Needy (Amanda Seyfried) ist die Vernünftige mit dem festen ersten Freund. Ein traumatisches Erlebnis gibt den Ausschlag dafür, dass sich jene Fremdheit materialisiert, die sich bereits in die Freundschaft eingeschlichen hat, und dass die Männerfresserin real wird.

Ob es sich bei diesem blutrünstigen Teen-Vamp nun um eine Brechung von Stereotypen mittels vermeintlicher (Über-)Erfüllung handelt - oder ob doch die Brechung bloß eine vermeintliche ist; ob also Megan Fox' melancholisch-laszive Jennifer das Zeug zur feministischen Ikone oder nur zum Pin-up hat: Darüber wurde rund um den Film im Vorjahr ebenso ausführlich wie unentschieden diskutiert. Dabei ist "Jennifer's Body" (trotz DVD-Altersbeschränkung ab 18) ohnehin weniger physisch explizit als sein Titel verspricht. Dafür erweisen sich die jungen Damen als verbal in jeder Hinsicht versiert, man kann ganz nebenbei seinen Wortschatz um lustige Begriffe und Wendungen erweitern.

Geschrieben hat den Film schließlich keine Geringere als "Fempire"-Lady Diablo Cody ("Juno"; "United States of Tara"), inszeniert hat Karyn Kusama ("Girlfight"; "The L-Word"). Geglückt ist ihnen ein smartes Teen-Movie, das sich gekonnt zwischen problemsensiblem Entwicklungsroman, dessen lässiger Persiflage und düsterem Vampirhorror bewegt.

Auch wenn eine echte Blutsaugerin deshalb auf blasse Emos trifft, kommt "Jennifer's Body" angenehm zeitlos daher. Dank effizienter, klug variierter Spannungsdramaturgie und ökonomisch eingesetzter Schock- und Spezialeffekte entwickelt er einigen Grusel. Und statt an zeitgenössischen Teen-Slasher-Franchises scheint er sich mehr an ernsthaft erschreckenden Filmen wie Brian de Palmas "Carrie" zu orientieren (nicht nur wegen der blutigen Prom-Night). Die Hebe- und Schwebefiguren mit wehenden Langhaarmähnen lassen außerdem an die virtuosen Geistergeschichten des Hongkong-Kinos denken. Und überhaupt macht der Film mit Märchenwald-Szenerien und anderen fies verwunschenen Schauplätzen auch visuell einiges her.

Ein Ö-Kinostart von "Jennifer's Body" war ursprünglich für vergangenen Herbst angekündigt, wurde dann aber wieder gestrichen (so wie das gegenwärtig bei vielen Majors hinsichtlich kommerziell hinter den Erwartungen bleibender und nicht ganz einfach zu vermarktender "Produkte" Schule macht - wenn sie nicht wie "The Hurt Locker" noch bei den Oscars abräumen). Jetzt wird er auch hierzulande auf DVD veröffentlicht, zusätzlich noch in einer um fünf Minuten längeren Fassung und mit ein paar "deleted scenes" als Bonus. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)