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OC Oerlikon, an dem die österreichische Victory Industriebeteiligung GmbH mit 12,2 Prozent beteiligt ist, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr herbe Verluste erlitten.

Foto: APA/EPA/Walter Bieri

Pfäffikon - Beim Schweizer Industriekonzern OC Oerlikon, an dem die österreichische Victory Industriebeteiligung GmbH mit 12,2 Prozent beteiligt ist, fordert die Wirtschaftskrise im Zeitraum 2009 bis 2012 insgesamt etwa 4.000 Stellen. Im vergangenen Jahr wurden knapp 2.600 Stellen abgebaut, rund 500 davon bei temporären Mitarbeitern.

Bis 2011 fielen demnach noch einmal etwa 1.400 Stellen weg, sagte Thomas Babacan, Chef des operationellen Bereichs, am Donnerstag vor den Medien am Firmensitz in Pfäffikon. Die Mitarbeiterzahl per Ende 2009 weist der Konzern mit 16.400 aus.

Tiefrote Bilanz

OC Oerlikon, an dem die österreichische Victory Industriebeteiligung GmbH mit 12,2 Prozent beteiligt ist, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr herbe Verluste erlitten. Das Unternehmen ist 2009 mit einem Verlust von 592 Mio. Franken (415 Mio. Euro) noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht (2008: -422 Mio. Franken). Gleichzeitig zieht die hoch verschuldete Industriegruppe den Kopf aus der Schlinge: Die Banken und der russische Hauptaktionär Viktor Vekselberg haben einem Milliarden-Sanierungspaket zugestimmt. Noch heuer will Oerlikon den Turnaround schaffen.

Auf dem Ergebnis lasteten im Vorjahr rund 350 Mio. Franken an Sonderkosten, teilte der Konzern heute, Donnerstag, mit. Allein auf dem Goodwill der Textilmaschinensparte mussten hohe 202 Mio. Franken abgeschrieben werden müssen.

Im Zuge der Krise hätten Kunden im großen Stil Investitionen eingefroren. Der Bestelleingang sank von 4,2 Mrd. Franken auf 3 Mrd. Franken. Der Umsatz brach dadurch erneut massiv ein: Mit 2,88 Mrd. Franken lagen die Gesamteinnahmen 37,9 Prozent tiefer als im Vorjahr.

Verkauf von Firmenteilen

Der Verkauf von Firmenteilen, darunter das Halbleiter- und das Raumfahrtgeschäft, hätten hingegen 104 Mio. Franken in die Konzernkasse gespült. Die im Sommer 2008 begonnene harte Restrukturierung umfasste nicht nur Verkäufe, sondern auch den Abbau von Tausenden von Stellen. 4.000 der 16.400 Mitarbeiter des Konzerns waren Ende 2009 immer noch in Kurzarbeit.

Die Restrukturierung zeigt bereits Wirkung: Es sei gelungen, wiederkehrende Einsparungen von 237 Mio. Franken zu erzielen, so OC Oerlikon. Bis Ende 2011 soll das Kostenniveau nachhaltig bis zu 400 Mio. Franken gesenkt werden.

In der zweiten Jahreshälfte will OC Oerlikon zumindest operativ in die Gewinnzone zurückkehren. Es würden aber auch 2010 Restrukturierungs- und Finanzierungskosten auf den Konzern zukommen: Konzernchef Hans Ziegler sagte, ein Reingewinn sei 2010 noch nicht zu erwarten.

Mit Sicherheit wird OC Oerlikon einen großen Teil der Schulden los. Im Zuge der Sanierung werden die Kreditgeber aber 25 bis 125 Mio. Franken abschreiben müssen, wie bereits Anfang Woche bekanntgeworden war. Die Rekapitalisierung des Konzerns wird durch eine Herabsetzung des Nennwertes aller OC-Oerlikon-Aktien und der anschließenden Herausgabe von neuen Aktien erreicht.

Pro Aktie erhalten die heutigen OC-Oerlikon-Eigner demnach das Recht, 19 neue Aktien zu je 3,72 Franken zu kaufen. Hauptaktionärin Renova von Großinvestor Viktor Vekselberg, die rund 45 Prozent an OC Oerlikon hält, hat sich dazu verpflichtet, all ihre Bezugsrechte auszuüben.

Die Banken dagegen werden jene neuen Aktien zeichnen, deren Bezugsrechte nicht wahrgenommen werden. Der Preis für die neuen Aktien wird dabei mit den Schulden verrechnet, die OC Oerlikon bei den Kreditgebern hat. Auf diese Weise soll rund 1 Mrd. Franken in die Konzernbilanz fliessen.

Die Banken erhalten die Möglichkeit, weitere Aktien zu zeichnen. Alles in allem könne das Eigenkapital um bis zu 1,3 Mrd. Franken erhöht werden, wie OC Oerlikon in einer Mitteilung schreibt. Die rund 1,7 Mrd. Franken Schulden wurden so um bis zu 77 Prozent abgebaut.

Vekselberg wird voraussichtlich Kontrolle behalten

Der Verwaltungsratspräsident von Oerlikon, Vladimir Kuznetsov, zählt bei der Rekapitalisierung des Konzerns auf die österreichische Beteiligungsgesellschaft Victory. "Wir gehen davon aus, dass Victory Aktien zeichnen wird", sagte er bei der Medienkonferenz.

Gegenwärtig gebe es jedoch keine Kontakte zu Victory, die rund 11 Prozent am derzeit noch von Schulden gebeutelten Industriekonzern hält. "Wir werden die Beteiligungsgesellschaft jedoch nach ihren Absichten befragen", sagte Kuznetsov am Donnerstag in Pfäffikon.

Nur wenn Victory bei der Kapitalerhöhung mitzieht, behält der russische Industrielle Viktor Vekselberg mit seiner Beteiligungsgesellschaft Renova die Kontrolle über OC Oerlikon. Gegenwärtig hält Renova rund 45 Prozent an OC Oerlikon und wird die anstehende Kapitalerhöhung voll mittragen. Mit Victory bildet Renova eine Gruppe und hat daher die Kontrolle über den Konzern.

Die Vereinbarung mit den kreditgebenden Banken über die Sanierung von OC Oerlikon sieht indes vor, dass hinkünftig die Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder unabhängig von Renova sein müssen. (APA/sda)