Birkfeld - "Also irgendwie interessiert es mich gar nicht mehr, an der Arbeit weiterzuschreiben. Letztens habe ich für die Verbesserung von 13 Seiten sieben Stunden gebraucht", erzählt Maturantin Julia. Doch nicht nur sie hat Probleme mit dem Schreiben an ihrer Fachbereichsarbeit, auch Elisabeth klagt: "Die Professorin korrigiert sehr genau. In jedem Absatz findet sie einen Ausdrucks- oder Zitierfehler." Je näher der Abgabetermin der Fachbereichsarbeiten (FBA) rückt, desto nervöser und gestresster wirken Schüler, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben.

Eine FBA ist eine vorwissenschaftliche Arbeit, die den Diplomarbeiten ähnelt. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Seitenanzahl, wobei eine FBA einen Umfang von etwa 30 Seiten Text haben soll, was ungefähr der Hälfte einer Diplomarbeit entspricht. In der Praxis findet man allerdings auch Fachbereichsarbeiten mit bis zu 70 Seiten.

Derzeit basiert das Schreiben einer vorwissenschaftlichen Arbeit auf Freiwilligkeit, die FBA wird als schriftlicher Teil der Matura gewertet. Im Rahmen der Zentralmatura soll sie jedoch verpflichtend für alle Schüler einer Allgemeinbildenden Höheren Schule eingeführt werden. Als Argument dafür wird das Erlernen des "wissenschaftlichen Arbeitens" sowie "das genaue Zitieren von Quellen" angeführt. Vor allem an Universitäten oder in bestimmten Berufen sei diese Fähigkeit von großem Nutzen.

Schüler erlernen in FBA-Vorbereitungskursen auch, dass beim Zitieren besonders auf die Seriosität der Quellen geachtet werden muss, wobei Bücher dem allwissenden Wikipedia vorgezogen werden. Außerdem gibt es eine einheitliche Formatierungsvorschrift. Daher ist es beim Schreiben nötig, sehr genau und konzentriert zu sein, denn selbst kleinste Fehler werden nicht toleriert.

Eine FBA beinhaltet zusätzlich einen "praktischen Teil", der etwa ein Interview oder eine Umfrage sein kann - auch Experimente und dergleichen sind erlaubt. Das Thema darf der Schüler selbst wählen, beliebte Fächer sind Biologie, Physik, Chemie und Psychologie. Um sicherzugehen, dass ein Thema bestmöglich ausgearbeitet wird und nicht schon existiert, muss vor dem Beginn des Schreibens eine Disposition an den Landesschulrat versandt werden. Darin sollen der vorläufige Inhalt, die Schwerpunkte und der persönliche Bezug zum Thema erläutert werden.

Hohe Anforderungen

Ob nun die pingelige Korrektur des Betreuungslehrers zum Problem wird, andere schulische Leistungen zu kurz kommen oder man unter Motivationsschwierigkeiten leidet - keinem Schüler fällt das Schreiben an der FBA so leicht, wie er es sich im Vorhinein gedacht hat. "Also wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit das ist, dann würde ich es nicht mehr machen", klagt eine Mitschülerin.

Als zusätzlicher Stressfaktor kommen die anderen Schulfächer hinzu. Denn oft wird von Maturanten erwartet, in jedem einzelnen Fach zu brillieren. Eine FBA die viele Nerven kostet, ist also nicht jedem Schüler anzuraten. Dafür wird sich nach der Abgabe große Erleichterung breitmachen und einzig und allein die Hoffnung auf eine gute Benotung bleiben. (Tamara Gruber, Mediengruppe Borg Birkfeld/DER STANDARD Printausgabe, 31.03.2010)