Bei Italiens öffentlich-rechtlicher TV-Anstalt RAI gehen die Wellen hoch. Drei populäre Moderatoren des TG (Telegiornale) 1, der erfolgreichsten Nachrichtensendung des Staatsfernsehens, werden die Tagesschau nicht mehr moderieren. Nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Donnerstag-Ausgabe) ist das die Strafe dafür, dass die drei Journalisten Paolo Di Giannantonio, Tiziana Ferrario und Piero Damosso eine Solidaritätserklärung mit dem TG1-Chefredakteur Augusto Minzolini nicht unterzeichnet hatten, der in den letzten Wochen wegen seiner regierungsfreundlichen Linie stark unter Beschuss geraten ist.

Minzolini hatte in den letzten Wochen immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. An die Öffentlichkeit waren abgehörte Telefonate zwischen ihm und Ministerpräsident Silvio Berlusconi gelangt. Berlusconi wird beschuldigt, Druck auf die Kommunikationsbehörde AGCOM und RAI ausgeübt zu haben, um die von RAI 2 gesendete regierungskritische Talkshow "AnnoZero" aus dem Programm zu streichen. Gegen Berlusconi laufen in diesem Zusammenhang Ermittlungen wegen Einflussnahme und Drohungen, Minzolini wird Geheimnisverrat zur Last gelegt.

Minzolini bestritt, dass er die TG1-Moderatoren aus politischen Gründen ausgewechselt habe. TG1 wolle sein Image ändern und auf neue Moderatoren setzen. Die drei Journalisten würden bald neue Aufträge erhalten. Die Journalistengewerkschaft bezeichnete die Entfernung der Moderaten als inakzeptabel. Minzolini bestrafe Journalisten, die politisch nicht auf seiner Seite stehen.

Die bekannte TG1-Moderatorin Maria Luisa Busi warf Minzolini vor, die Redaktion mit seinen Methoden einzuschüchtern und den Meinungspluralismus zu gefährdet. "Es ist offenkundig, dass TG1 politisch beeinflusst ist. Deshalb verlieren wir immer mehr Zuschauer. Die Tagesschau hatte sich bisher noch nie so klar an die Seite der Regierung gestellt", meinte die Starjournalistin im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag.

Die Medienfreiheit ist in Italien ein heikles Thema. Regierungschef Berlusconi, der Italiens größte private TV-Gruppe Mediaset kontrolliert, wird beschuldigt, alle Schlüsselpositionen bei der RAI mit Vertrauensleuten besetzt zu haben. Das gefährde den Pluralismus im Land, kritisieren die Oppositionsparteien. (APA)