Wien - Die Meinl Bank hat im vergangenen Jahr 225 Mio. Euro Dividende ausgeschüttet und dadurch "die Eigenmittel als Haftungsfonds der Meinl Bank wesentlich geschmälert", zitiert das Nachrichtenmagazin "Format" aus einem Prüfbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), der dem "Format" vorliegt. Die Eigenkapitalquote, die Ende 2008 noch bei 42 Prozent lag, ist auf aktuell 16 Prozent gesunken - dennoch sei noch genug Geld da, betonte Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl, man sei immerhin besser mit Kapital ausgestattet als jede österreichische Großbank.

"Gewinnausschüttung war gesetzeskonform"

"Die Gewinnausschüttung war gesetzeskonform und wurde von Finanzmarktaufsicht und Finanzministerium abgesegnet", sagte Weinzierl dem "Format". Die millionenschwere Transaktion wird in dem OeNB-Prüfbericht detailliert beschrieben. Ausgeschüttet wurden demnach nicht Cashbeträge, sondern Aktien der Karibikfirma Oryx Limited. Zitat aus dem OeNB-Bericht: "In der Hauptversammlung 2009 wurde beschlossen, die Oryx in Form einer Sachdividende an die Meinl Bank Aktionäre auszuschütten." Die Meinl Bank gehört über Zwischengesellschaften Julius Meinl V.

Vor der Ausschüttung wurde die auf den Cayman Islands domizilierte Oryx Ltd. mit dem Geld der Meinl Bank aus der Ablöse der Managementverträge mit der börsenotierten Meinl European Land (MEL; heute: Atrium European Real Estate) gespeist. Außerdem wurden von der Meinl Bank laut "Format" Anteilsscheine an den börsenotierten ehemaligen Meinl-Gesellschaften MIP und MAI an die Oryx übertragen. Zum Ausschüttungszeitpunkt Anfang 2009 war die Oryx laut Nationalbank-Bericht rund 225 Mio. Euro wert.

In ihrem Bericht weisen die OeNB-Prüfer darauf hin, dass der Meinl Bank durch die Dividendenausschüttung Geld entzogen wurde und dadurch für den Fall einer erfolgreichen Klage gegen die Bank weniger Geld für Schadenersatzansprüche vorhanden wäre: "Durch die Sachdividendenausschüttung von 225 Mio. Euro wurden die Eigenmittel als Haftungsfonds der Meinl Bank wesentlich geschmälert."

Die Bank wiederum verweist darauf, dass sie in der Bilanz 2009 weitere rund 16 Mio. Euro rückgestellt habe und sich ihre Rücklagen und Rückstellungen somit auf 60 Mio. Euro erhöht hätten, was über das erforderliche Ausmaß hinausgehe.

Im Jahr 2008 erzielte die Meinl Bank ein konsolidiertes Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 139 Mio. Euro, die Bilanzsumme lag bei 820 Mio. Euro. Die 225-Mio-Dividende ist ein neuer Rekordwert, für das Jahr 2007 hatte die Meinl Bank 70 Mio. Euro ausgeschüttet. (APA)