Elektroräder gibt es derzeit in fast jedem Geschäft. Vom Fachhandel bis zum Supermarkt, vom Motorrad-Geschäft bis zum Kaffee-Tandler. Doch worauf muss man beim Kauf eines E-Bikes achten? Auf die Röstung, das Aroma und das Ablaufdatum? Oder den Rahmen, den Akku und den Antrieb? Wir entscheiden uns, Sebastian Sommer, Fahrrad-Spezialist von Enzovelo, zu fragen und die Wurstfachkraft außen vor zu lassen.

Und Sommer gibt auch gleich zu bedenken: „Das ist gerade ein bisserl ein Kindergarten mit den E-Bikes. Jeder versucht, jetzt beim ersten Boom Fuß zu fassen.“ Sommer spricht von einem Trend, der so stark sein könnte, wie damals jener mit den Mountainbikes. Und auch die gibt es mit Elektrounterstützung, darum ist die erste Entscheidung, die man treffen muss jene, welchen Typ Rad man gerne fahren würde: „Es gibt vom normalen Stadtrad, übers Trekkingbike bis hin zum Carbon-Fahrrad schon alles mit E-Antrieb. Nur Rennräder kenne ich noch keine, aber die kommen sicher auch bald.“

Hat man sich für einen Rad-Typ entschieden, geht es auch schon um den Antrieb: „Es gibt den Mittelmotor oder den Bionics-Antrieb, wie ihn zum Beispiel KTM gern verbaut. Beim BionX-Antrieb steckt der Motor in der Hinterrad-Nabe, und auch der Akku ist hinten angebracht, weshalb das Rad hecklastig ist – dafür haben diese Räder oft eine Energie-Rückgewinnungsmöglichkeit. Die holt aber nur rund vier Prozent wieder in den Akku zurück.“ Die Energierückgewinnung hat der Mittelmotor nicht. Der sitzt direkt an der Tretkurbel und hat so den Vorteil, dass er „über die Kette antreibt und somit die ganze Schaltung mitverwendet werden kann, und er hat eine neutralere Gewichtsverteilung.“

Zwei Systeme werden zur Zeit eingebaut. Beim Pedelec unterstützt der Motor die Tretkraft, beim System mit dem Gashebel, muss man nicht treten – das schlichte Umdrehen des Gasgriffs reicht. Das weitaus häufiger verwendete System ist der Pedelec-Antrieb.

„Herzstück eines E-Bikes ist aber natürlich der Akku“, bemerkt Sommer, „und acht Amperestunden sollte er schon haben. Die besseren Akkus schaffen aber auch 15 Amperestunden.“ Die Motoren haben meist eine Leistung von 250 Watt, es gibt aber auch welche mit 300 Watt. Daraus ergibt sich zum Teil auch die Reichweite. „Man kann davon ausgehen, dass die meisten Räder um die 60 Kilometer weit kommen. Um die Angaben mancher Hersteller von 80 Kilometern zu erreichen, muss man schon mit viel Hirn fahren: Abschalten des Motors bei Bergabfahrten oder ihn nur einschalten, wenn es bergauf geht, oder man Gegenwind hat.“

Vier bis sechs Stunden dauert es, bis ein leerer Akku wieder geladen ist, drei bis fünf Jahre sollte er halten. Aber was kostet so ein E-Fahrrad nun? „Die starten bei 1.700 Euro und gehen hinauf bis 5.500 Euro für den Flyer mit Carbonrahmen, 15 Amperestunden-Akku und 300 Watt Motor.“

Aber was ist dann mit den E-Bikes um 600 Euro, die es beim Diskonter gibt? Von denen rät Sommer – wie es nicht anders zu erwarten war – ab. „Man darf sich um das Geld nicht allzu viel erwarten. E-Bikes sind eh schon keine Leichtgewichte, aber die billigen sind oft noch einmal fünf Kilo schwerer. Auch die Laufräder und Bremsen sind oft von schlechter Qualität. Das wirkliche Problem ist aber, dass No-Name-Teile verbaut sind. Wir bekommen die Räder dann zum Reparieren und es gibt keine Ersatzteile. Das wird dann teuer – wenn wir überhaupt noch was machen können. Manchmal bleibt nur der Neukauf.“ (Guido Gluschitsch; derStandard.at, 01.04.2010)