Der Anteil der "manifest Armen" unter den in Österreich lebenden Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, betrug im Jahre 2008 ganze 12 Prozent.

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Rund 492.000 ÖsterreicherInnen lebten im Jahr 2008 in manifester Armut. Das sind rund sechs Prozent der Bevölkerung. Der Anteil der "manifest Armen" unter den in Österreich lebenden Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft betrug 12 Prozent. Haushalte mit Migrantinnen und Migranten ohne EU -/EFTA-Staatsbürgerschaft sind in besonderem Maß von Armutsgefährdung betroffen. Diese Gruppe erlebte zwar bis zum Jahr 2000 europaweit einen Rückgang der Armutsgefährdung, seit 2003 hat sich die Quote wieder um 25 Prozent erhöht, belegt die EU-SILC-Erhebung - ebenfalls aus dem Jahre 2008.

Beengte und teurere Wohnungen

Bringt Migration in vielen Fällen automatisch Armut oder Armutsgefährdung mit sich? Eine europaweite Studie von Caritas International, sagt ja: MigrantInnen sind gefährdet, wenn es um die Ausgrenzung von Beschäftigung, Wohnen, Ausbildung und Gesundheit geht. Die Statistiken aus Österreich bestätigen die Studienergebnisse: Ganze 39 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund (mit oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft) leben in beengten Wohnverhältnissen, haben also mit dem sogenannten "Überbelag" zu kämpfen. Die Hälfte aller Kinder aus Migrantenfamilien lebt in zu kleinen Wohnungen. Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder aus und gefährdet den schulische Erfolg: Diese Kinder haben oft keinen Platz, um in Ruhe Hausaufgaben zu machen, oder um Freunde einzuladen.

Schlecht bezahlte Hilfsarbeiten

Einer der Gründe für die prekäre Situation der MigrantInnen ist ihre Positionierung am Arbeitsmarkt. Der Anteil der Personen, die Hilfsarbeiten verrichten an den Erwerbstätigen insgesamt, macht 19 Prozent aus. Unter den Erwerbstätigen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft sind es ganze 67 Prozent. Ein Umstand, den auch Elisabeth Stocker, Leiterin des MigrantInnenzentrums der Caritas, als ausschlaggebend bezeichnet. "Unsere Klienten arbeiten hauptsächlich im Niedriglohnbereich und sie sind auch immer die ersten, die wieder gehen müssen. Zudem sind die Preise angestiegen", so Stocker. In dieser gefährdeten Gruppe sind wiederum Frauen besonders betroffen, weil sie oft nur Teilzeit erwerbstätig sind.

"Im Jahr haben wir ca. 12.000 Beratungsgespräche. Die Zahl der Beratungen steigt ständig, da immer mehr MigrantInnen durch Arbeitslosigkeit und Teuerungsrate in Not geraten", so die Leiterin des Beratungszentrums. Angeboten werden Rechts- und Sozialberatung, Arbeits- und Bildungsberatung sowie sogenannte Startwohnungen. "Zu uns kommen jene, die von Armut bedroht sind oder schon in der Armut leben", erklärt Stocker nachdrücklich. Die Caritas betreue "nur einen Ausschnitt der MigrantInnen", nämlich die sozial schwachen Gruppen. "Das trifft natürlich nicht auf alle Menschen mit Migrationshintergrund zu", betont die Leiterin der Caritas-Beratungstelle.

Höhere Löhne gefordert

In Ausnahmefällen hilft die Caritas den Betroffenen mit einmaligen finanziellen Überbrückungshilfen, wenn etwa "die Jahresabrechnung der Energiekosten unerwartet hoch ausfällt". Schwerpunkt der Caritas-Beratungsstelle ist aber die Rechtsberatung, betont Stocker. Im Rahmen dieser bekommen die MigrantInnen, unter anderem, Unterstützung in arbeitsrechtlichen Fragen, um der Armutsfalle zu entkommen oder gar nicht erst in diese zu geraten. "Solange die Löhne in dem Niedriglohnbereich aber so sind wie sie sind, wird sich nicht viel ändern. Das Um und Auf wäre, dass endlich andere Gehälter bezahlt werden", appelliert die Leiterin des MigrantInnenzentrums.