Der Chemiker Gerald Kinger vom niederösterreichischen Energieversorger EVN vor der CO2-Pilotanlage in Dürnrohr.

Foto: EVN

Zwentendorf/Dürnrohr - Die kleine Anlage hat ungefähr zwei mal zwei mal zwei Meter. Bis zu 40.000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) könnte man hier im Jahr abscheiden. Das klingt viel, ist es aber nicht. Das gesamte Kohlekraftwerk der EVN in Dürnrohr/Zwentendorf emittiert im Jahr knapp eine Million Tonnen CO2.

Da schon ab 2013 die EVN (wie alle Kraftwerksbetreiber) ihre "Verschmutzungsrechte" komplett zukaufen müssen, wird an Alternativen geforscht, wie der Ausstoß an Treibhausgasen minimiert werden kann. "Wir wollen aus dem Kohlendioxid einen gefragten Rohstoff für die Industrie machen" , erklärt Gerald Kinger, Chemiker mit dem Schwerpunkt "Power Plants Construction" beim niederösterreichischen Energieversorger EVN.

Das Ziel der EVN ist es dabei, Know-how in Sachen CO2-Abscheidung zu gewinnen. Keinesfalls wolle man in die CCS-Technologie einsteigen, betont EVN-Sprecher Stefan Zach. Bei CCS, Carbon Capture and Storage, geht es darum, das Treibhausgas, bevor es aus dem Schornstein einer Fabrik oder eines Kraftwerks entweicht, einzusammeln, zu verdichten und irgendwo im Erdinneren zu bunkern. In der EU gibt es einige Versuche dazu, erhofft man sich von dieser Technologie doch entscheidende Lösungen im Kampf gegen die Erderwärmung. Allerdings, wird dabei bemängelt, verschlingt diese Technologie Unmengen an Energie (geschätzt wird, rund ein Drittel der Energieerzeugung eines Kohlekraftwerks) - und ist außerdem in großer Menge nicht ungefährlich.

Weniger unsicheres Gebiet

Die Niederösterreicher haben sich deshalb mit ihrem Versuch auf weniger unsicheres Gebiet beschränkt. "Hochqualitatives CO2" wolle man herstellen und an die Industrie verkaufen, erklärt Kinger. Ein möglicher Abnehmer ist die Getränkeindustrie, sind doch die Perlen in Softdrinks oder im Bier Kohlendioxid. Auch in Cremes oder Aspirin steckt das Gas. Hauptabnehmer aber wären die Hersteller von Düngemitteln. Überall in der Welt wird derzeit daran geforscht, wie Kohlendioxid industriell verwendet werden könnte, damit es erst gar nicht in die Atmosphäre gelangt und dann das Klima aufheizt. In der Regel ist die Forschung dazu noch in der Kinderschuhen, erläutert Kinger. In den Niederlanden wird damit experimentiert, das CO2 in Glashäuser einzuleiten und damit das Wachstum von Pflanzen anzutreiben. In Japan wird daran getüftelt, Kunststoffe herzustellen, bei denen das CO2 das (immer weniger werdende) Erdöl ersetzt.

Wie die EU bekanntgab, wird es einen Gesetzesentwurf geben, wonach es für die Erbauer neuer Kohlekraftwerke nur dann Beihilfen geben wird, wenn sie in den Anlagen auch CCS vorsehen, so die Nachrichtenagentur Reuters.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)