Yasir Arman hätte gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir keine Chance gehabt. Seine Partei, die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM), verliert also nichts, wenn er sich jetzt zurückzieht. Für die SPLM, die im Süden regiert, ist die Wahl des Präsidenten für den Süden ohnehin viel wichtiger als jene des Staatschefs. Mit dem Wahlboykott schwächt sie aber die Glaubwürdigkeit der Wahlen und die Legitimität Bashirs, der wohl wiedergewählt wird.

Bashirs Nationale Kongresspartei (NCP) droht im Gegenzug der SPLM, das im Friedensabkommen 2005 vorgesehene Referendum über die Unabhängigkeit des Südens abzusagen. Das ist gefährlich. Denn die SPLM rechnet längst mit einem eigenen Staat und damit, dass die Mehrheit der Südsudanesen für eine Abspaltung vom Norden ist. Europa und die USA fordern nun vehement, dass das Referendum in jedem Fall abgehalten wird. Schließlich steht der Friede auf dem Spiel, wenn das Abkommen gebrochen wird und die Wahlen in Streit und Chaos versinken.

Tatsächlich gibt es zahlreiche Unregelmäßigkeiten vor der Wahl, wie die SPLM kritisiert. Doch nicht nur die NCP versucht zu manipulieren, auch die SPLM im Süden. Der Wahlbetrug ist also wohl nicht der Hauptgrund für den Rückzug. Es geht vielmehr um ein Machtspiel, um die Aufteilung der Öleinnahmen nach einer Unabhängigkeit. Und davon hängt letztendlich auch ein nachhaltiger Friede ab. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2010)