Dachau - Es ist ein bisher wenig beachtetes Kapitel in der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau: In der KZ-Gedenkstätte nordwestlich von München wurde nun eine Ausstellung mit dem Titel "Sie gaben uns wieder Hoffnung - Schwangerschaft und Geburt im KZ-Außenlager Kaufering I" eröffnet. Sie zeichnet die Geschichte von sieben jüdischen Frauen nach, die zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 mitten im Grauen Kinder auf die Welt brachten - die alle überlebten.

Georg Legmann war das erste Kind, das in dem Außenlager des KZ Dachau auf die Welt kam. "Es wäre mir lieber, ich wäre an einem anderen Ort auf die Welt gekommen", sagte er bei der Vorstellung der Ausstellung. Er wurde im Dezember 1944 als Sohn einer ungarischen Jüdin geboren. Erst spät - lange nach ihrer Befreiung - habe seine Mutter Elisabeth mit ihm über die schreckliche Zeit im Lager gesprochen. "Die Menschen auf der Straße haben mich 'Lagerjunge' genannt und irgendwann wollte ich wissen, was das heißt", erinnerte sich Legmann.

Ausstellung und Dokumentarfilm

"Wir wussten nur, dass diese Kinder geboren wurden, aber wir wussten nichts über die Hintergründe", sagte die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Gabriele Hammermann. Eva Gruberová, eine der beiden Kuratorinnen, habe sich dann auf die Spuren dieser Frauen begeben. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind nicht nur in der neuen Ausstellung, sondern auch in ihrem Dokumentarfilm "Geboren im KZ" zu sehen.

Selten waren Schwangerschaften in den Nazi-Konzentrationslagern zwar nicht, dass alle schwangeren Frauen in Kaufering mit ihren Babys überlebten, das war allerdings ein kleines Wunder, sagte Gruberová. Auch in den Heimatländern der Frauen habe das kaum jemand glauben können. "Als wir einen Geburtsschein haben wollten, wollten sie mich nicht registrieren", erinnerte sich Legmann, der heute als Marketing-Professor in Brasilien arbeitet. "Sie behaupteten, es gibt kein Kind, das den Holocaust überlebt hat".

Die neue Ausstellung in Dachau beweist das Gegenteil. Sie soll als Wanderausstellung auch in anderen Ländern zu sehen sein. "Am besten in den Ländern, in denen die anderen überlebenden Kinder jetzt leben", sagte Legmann. "In Israel, Ungarn, der Tschechoslowakei und Brasilien." (APA)