In der Panini-Fabrik in Modena werden alle Pickerln gleichmäßig verteilt.

Foto: Panini-Verlag

Wird Messi genau so oft gedruckt wie etwa Ribery? Ist das brasilianische Wappen begehrter, weil es das brasilianische ist oder weil es weniger oft in den Panini-Tüten verteilt wurde? Für Panini gilt Fair Play nicht nur auf dem Rasen. Auch im Panini-Werk im norditalienischen Modena soll alles mit (ge-)rech­ten Dingen zugehen. Für Mythen-Liebhaber mag das ein herber Schlag sein, für alle anderen dagegen eine frohe Botschaft, ist Panini bemüht die Mythen rund um die Pickerl-Verteilung zu zerschlagen.

Im ersten Moment sind Zweifel durchaus verständlich. Wie oft fischt ein Sammler ein und denselben Spieler aus dem Tütchen und ist dann ziemlich enttäuscht. An den Zufall mag manch einer da nicht mehr glauben. Das Produktionsverfahren für die begehrten Sammelbilder lässt jedoch keinen Raum für solche Speku­lationen.

Wie aber kommt denn nun der Spieler in die Tüte?

Nach wenigen Schüssen muss das Bild im Kasten sein. Beim Fototermin mit dem Kader ist die Zeit für jedes Team­mitglied knapp bemessen. Da ist es von Vorteil, wenn Fußballstars auch im Posieren trainiert sind. Vom Spielfeld führt der Weg direkt nach Modena. Dort werfen Grafiker einen prüfenden Blick auf die Bildqualität und machen den Weg frei für den Druck. Bis zu 6.000 Bögen rauschen pro Stunde durch die Druckanlage, insgesamt 2,4 Mio. Bilder. Jeder Bogen enthält mit 400 Bildern fast die kom­plette Kollektion. Und der Klebstoff? Der ist in die mehr als ein Quadratmeter großen Bögen schon eingearbeitet.

Aus 400 mach 1

Wo aber bleibt der Sammelspaß, wenn alle Bilder auf einen Rutsch aus der Tüte fallen? Wohl auf der Strecke. Daher kommen die Bögen nach dem Druck unters Messer. Jeweils 200 werden maschinell zu Stapeln zusammenge­presst, haften dadurch aneinander und lassen sich millimetergenau schneiden. Für Einzelbilder ist es allerdings noch zu früh. Denn zunächst wird gemischt, was die Maschi­ne hergibt - und das geht am besten mit Bögen im A4- Format. Ein Greifarm zieht einen Bogen nach dem anderen aus dem Stapel und legt ihn auf ein Förderband. So setzen die je 24 Bilder ihre Reise fort, an Schnittstellen kommen weitere Bögen dazu. 21 verschiedene sind es am Ende, die zu einem Stapel zusammengefasst werden und die ge­samte Kollektion enthalten. Daraus schneidet eine Maschine nun die Einzelbilder.

Gut gemischt

Für die richtige Mischung sorgt eine komplexe, von den Panini-Brüdern ent­wickelte Anlage mit mehreren Maga­zinen, die mit Stickern gefüllt sind. Auf einem Fließband fahren die Bildchen einzeln darunter hindurch. Passiert ein Sticker ein Magazin, hat die Maschine schon einen weiteren bereitgelegt und beide fahren gemeinsam weiter. Im Ver­lauf der Produktionsstrecke kommen jeweils noch vier weitere Klebebild­chen hinzu. Die Anlage ist so konzi­piert, dass in den Fünfertüten keine Sticker doppelt sind. Auch der letzte Schritt - das Verpa­cken - ist automatisiert: Das Fließband bringt die Bildchen direkt zu Endlospa­pierrollen. Jeweils zwei Papierstränge verlaufen übereinander und umschlie­ßen die Fünferstapel, die direkt dazwi­schen geschoben werden. Das Papier wird maschinell verklebt und in kleine Päckchen geschnitten. Jeweils 100 fin­den in einer Schachtel Platz.

Sturm im Wasserglas

Dennoch: Ganz wird man das Gefühl nie los, dass etwa Messi oder Ribery nicht genauso oft gedruckt werden könnten wie etwa ein Spieler aus dem nordkoreanischen Team. Aber genau das ist wohl der Reiz an der ganzen Geschichte. Abgesehen davon: Es gibt nicht wenige Sammler, die beispielsweise für einen Messi mindestens fünf andere Sticker verlangen. Dieser Marktwert hat aber mit der Anzahl der gedruckten Pickerln nichts zu tun, sondern ist einzig und allein durch das subjektive Verhandlungsgeschick gegeben ...(red)