"Ursprünglich sollte diese Ausstellung Hausfrauenkunst heißen", erklärt Eva Hradil gegenüber dieStandard.at. "Natürlich", so ergänzt sie, "mit dem nötigen Augenzwinkern dazu". Denn seit den 1960er-Jahren kursiert der Begriff als Schimpfwort, nicht nur unter KünstlerInnen. Darunter werden all jene handwerklich-künstlerischen Ergüsse definiert, die jemand aus einem Hobby heraus realisiert und ausstellt.
"Menschen, die mit Kunst nichts zu tun haben, bewerten Werke, die sie zu einfach finden, zumeist mit den Worten: 'Das kann mein (Enkel)Kind auch!' Das würden KünstlerInnen nie sagen, weil genau Arbeiten von Kindern einen Zugang zum Arbeiten haben, der mit dem alles kontrollieren wollenden Erwachsenenhirn viel schwerer zu erreichen ist. KünstlerInnen bewerten Arbeiten, die ihnen zu wenig erscheinen eben mit dem kopfschüttelnden Wort 'Hausfrauenkunst!", fährt Eva Hradil fort.

Foto: eva hradil

Auf die Frage warum sie dann ihre Ausstellung so nennen wollte, obwohl es sich um ein Schimpfwort handelt, hat sie gleich vier Antworten parat. Die erste Antwort liege darin, dass obwohl Eva Hradil Malerin und Grafikerin ist, sie diesmal auch viele Objekte ausstellt. Als Malerin und Grafikerin gilt sie in der Fotografie und in der Skulptur jedoch als brutale Anfängerin "und somit ist der Weg kurz zum sinngemäßen Einsatz des Wortes", sagt sie.
Die zweite Antwort liege nicht in der bewertenden Aussage des Wortes, sondern in der beschreibenden: Eva Hradil beschäftigt sich nahezu ausschließlich mit den einfachen Formen, die ihre allernächste Umgebung bietet: die Form von Sesseln, die sie einsetzt, Kleidungsstücke oder Hände oder Werkzeuge wie Besen, Schneeschaufel, Glasreiniger, Kondome, Tuckerklammern und einiges mehr.

Foto: eva hradil

Eine dritte mögliche Antwort könnte darin liegen - Eva Hradil zwinkert dazu mit den Augen - dass die Künstlerin haus"frauliche" Arbeitsgeräte lieber als Motiv oder als Ausgangsmaterial für ihre künstlerische Arbeit hernimmt als sie artgerecht zum Putzen einzusetzen. "Statt als Hausfrau zu arbeiten, arbeitet sie lieber. sic!", sagt sie.
Die vierte Antwort sei gewagter und nur mit einem Fragezeichen zu geben: "Darf künstlerischen Arbeiten auf den ersten Blick angesehen werden, dass sie von einer Frau stammen? Kein Mann würde wohl so rasch auf die Idee kommen einen Staubsauger auf ein großformatiges Bild zu malen. Dort sind es die ohnehin großen Alpen, die großformatig präsentiert werden".

Foto: eva hradil

Eva Hradil erhebt "Undinge" zum Inhalt ihrer Arbeiten. Statt Malerei zum Transportmittel von Inhalten herzunehmen, was ihrer Meinung nach seit der Erfindung der Fotografie obsolet geworden ist, wählt sie einfache Dinge ihrer Umgebung zum Transportmittel für Malerei. Das "Wie" interessiert sie mehr als das "Was". Und diese Aussage verstärke sich durch die Banalität der Motive - "sofern die fertigen Werke dann diese Kraft haben, die sie brauchen; egal was darauf zu sehen ist".

Einfachheit und Kraft, gewürzt mit Sinnlichkeit der Materialität und/oder der in-Beziehung-Bringung - das ist die Mischung, die Eva Hradils Arbeiten auszeichnen.

Foto: eva hradil

Warum die Ausstellung nun dennoch "Hausherrinnenkunst" heißt? Dieser neue Titel, der genauso mit Augenzwinkern gelesen werden dürfe wie der ursprüngliche der "Hausfrauenkunst", ist ein Zugeständnis an die gastgebende Stelle, die Universität für angewandte Kunst, erklärt die Künstlerin abschließend.

Ausstellung bis 10. Juni 2010, 16:00 - 20:00
Sala Terrena, Heiligenkreuzerhof
Eingänge Grashofgasse 3 oder Schönlaterngasse 5
Zugang bis 21:00; 1010 Wien

Foto: eva hradil