Tokio - In Japan hat der Prozess gegen den neuseeländischen Kapitän Peter Bethune, ein Führungsmitglied der militanten Walschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society, am Donnerstag mit einem Paukenschlag begonnen. Während vor dem Gerichtsgebäude gegen die Walschützer demonstriert wurde, bekannte sich Bethune in vier von fünf Anklagepunkten - etwa illegales Betreten eines Schiffes und Sachbeschädigung - schuldig. Allerdings bestritt er den Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung. Bei einer Verurteilung in allen Punkten drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Mit der Aussicht auf eine derart harsche Strafe will Japans Regierung ein Exempel statuieren. Bisher sind alle Versuche der Fischereibehörde gescheitert, die immer gefährlicher werdenden Anläufe zur Behinderung von Japans Walfang in der Antarktis mit diplomatischen Mitteln zu beenden.

Dabei sehen sich die Japaner im Recht, da ihr sogenannter "wissenschaftlicher" Walfang nach den Regeln der internationalen Walfangkommission erlaubt ist. Befürworter der Waltötungen werfen daher den Tierschützern seit Jahren antijapanischen kulinarischen Kulturimperialismus vor.

Dementsprechend aufgeladen war die Stimmung im Gerichtssaal. Der Richter drohte den Anwesenden bei ungebührlichem Verhalten Haft an. Bethune wiederum erklärte, die Gelegenheit zu nutzen, seine Kritik an Japans Walfang zu erläutern.

Der Prozess ist Ergebnis einer gezielten Eskalation der Angriffe auf Japans Walfangflotte. Vor laufenden Kameras für die amerikanische Doku-TV-Serie Whale Wars warf Bethune nicht nur Buttersäure auf ein japanisches Schiff, wobei er laut Anklage einen Seemann verletzt haben soll. Er steuerte auch im Jänner sein Hightech-Schnellboot "Ady Gil" so nahe an das japanische Begleitschiff "Shonan Maru 2" , dass die Japaner es rammten und versenkten. Aus Protest enterte er daraufhin im Februar das Begleitschiff - und wurde festgesetzt.

Dies ist nicht der einzige Prozess gegen Walschützer. Derzeit stehen auch zwei Greenpeace-Mitglieder vor Gericht. Das Urteil wird am 8. Juni erwartet. (Martin Kölling, DER STANDARD - Printausgabe, 28. Mai 2010)