Bild nicht mehr verfügbar.

Louise Bourgeois (1911 - 2010)

Foto: Foto: APA/AP/Guggenheim Museum, Raimon Ramis

Die französisch-amerikanische Künstlerin Louise Bourgeois ist am Montag im Alter vom 98 in New York gestorben. Sie erlag einem Herzinfarkt. 

Bourgeois - 1911 in Paris geboren, ab 1938 lebte und arbeitete sie in New York - galt zeitlebens als eine Künstlerin mit großen Selbstzweifeln - in Bezug auf ihre Rolle als Tochter, später als Ehefrau, Mutter und Künstlerin. "Ich habe Angst vor allem, einfach vor allem", sagte sie einmal. Die Sorge, Anforderungen der Familie nicht gerecht zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk der Künstlerin.

In der Kunsthalle Wien war vor fünf Jahren eine Schau zum Spätwerk der damals 94-Jährigen, die als teuerste Künstlerin der Welt galt, zu sehen. "Ich bin eine einsame Läufern. Aber eine Langstreckenläuferin", lautete eines der Zitate im Eingangsbereich der Ausstellung mit dem Titel "Aller - Retour". Dabei wurde auch eine von Bourgeois' berühmten Spinnen gezeigt

Zu den frühen Motiven der Bildhauerin gehört der nackte weibliche Körper, dem ein Haus auf den Kopf gestülpt ist. Zehn Jahre lang, von 1945 bis 1955, befasste sich die dreifache Mutter immer wieder mit der "Femme Maison", deren Zuhause gleichzeitig ein Gefängnis ist. "Die kopflose nackte Frau ist gleichermaßen eingesperrt und schutzlos", sagte einst Bielefelds Museumsdirektor Thomas Kellein.

Persönliche Enttäuschungen und tiefer Schmerz spiegeln sich in den Installationen der Grande Dame der Bildhauerei ebenso wie Hass und Wut. "The reticent child" (Das verschlossene Kind) nannte sie im Jahr 2003 eine Anordnung von vier weiblichen und zwei kindlichen Figuren, zwischen denen es keine Annäherung gibt. Louise Bourgeois verarbeitet darin die Trauer über das Verhältnis zu ihrem Sohn Alain, einem Buben, der die Liebe seiner Mutter nicht erwidern konnte. "Es ist schwer, ein Künstler zu sein und die Tür zu den Träumen verschlossen zu halten", schrieb die am Anfang ihrer Karriere in den Kreisen der Surrealisten lebende Bourgeois.

Von drastischer Kompromisslosigkeit ist das 1974 entstandene altarähnliche Werk "Destruction of the father" (Zerstörung des Vaters). Mehr als 20 Jahre nach dem Tod ihres dominanten Vaters richtete - und ehrte - Louise Bourgeois den Mann mit einem kannibalistischen Mahl, das in rotes Licht getaucht ist. Aus Stoff-Fetzen genähte lebensgroße Puppen von Bourgeois - mit meist üppigen Brüsten, Stummelarmen und unübersehbarem weiblichen Genital - betonen die Opferrolle der Frau, und unterstreichen einmal mehr den Ruf der gebürtigen Pariserin als radikal-feministische Künstlerin. (APA/Ag.)