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Frauen sind von der Erkrankung doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Foto: APA/Daniel Roland

Wien - „Nach heutigem Wissen haben rund 50 Prozent der Patienten mit Herzschwäche ein sogenanntes ‚Steifes Herz‘", sagte die Präsidentin der Österreischisen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) Irene Lang bei einem Pressegespräch anlässlich der Jahrestagung 2010 der ÖKG (2. bis 5. Juni im Salzburg Congress). „Besonders problematisch ist, dass das ‚Steife Herz‘ eine bislang wenig bekannte, wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersuchte Form der Herzschwäche ist: ein Stiefkind der modernen Forschung, Diagnostik und Therapie. Derzeit ist noch wenig Interesse der Industrie erkennbar, sich dieser Krankheit anzunehmen und besser wirksame Therapeutika zu erforschen und zu entwickeln." 

Das „Steife Herz" ist nicht nur eine Volks-, sondern auch eine Frauenkrankheit. Lang: „Frauen sind davon etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer." Der Terminus technicus für diese Erkrankung lautet diastolische Herzinsuffizienz. Die betroffenen Patienten besitzen eine normale Herzauswurfleistung, aber eine schwere Herzfüllungsstörung. Bei der isolierten diastolischen Dysfunktion im Alter nimmt in der Regel die Gewebemasse der linken Herzkammer zu, das führt zur vermehrten Steifigkeit der Kammer und zu einer verminderten Dehnungsfähigkeit.

Schwierige Diagnose, keine

„Herzschwäche als Folge von diastolischer Dysfunktion ist schwieriger zu diagnostizieren als die systolische Herzinsuffizienz", erklärt Lang. Mit der Echokardiographie und einer Magnetresonanzuntersuchung stossen Kardiologen diagnostisch an ihre Grenzen. Dadurch gesellen sich zur Dunkelziffer von Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz jene, bei denen die Erkrankung trotz Untersuchung nicht erkannt wurde. Was die Therapie anbelangt, sind Behandlungserfolge kaum beschrieben und spezielle therapeutische Methoden derzeit nicht im Einsatz.

Aufgrund dieser Erkenntnislückenhat die ÖKG beschlossen, diese Krankheit zum Schwerpunktthema der heutigen Jahrestagung zu machen. Die Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz (AG HI) der ÖKG ist hier besonders aktiv: Sie hat 2006 ein Register eingerichtet, in dem die Daten von Patienten gesammelt werden, die in Herzinsuffizienz-Ambulanzen behandelt werden. Lang: „Damit sollen Daten zur Epidemiologie der HI im Allgemeinen und im Speziellen über „Steifes Herz" gewonnen werden. 

Ein massives Gesundheitsproblem

Herzinsuffizienz (Herzschwäche) hat sich in den westlichen Industrieländern zu einem massiven Gesundheitsproblem entwickelt. Rund ein Prozent der Menschen im Alter von 45 bis 55 Jahren leiden daran, im Alter von 80 Jahren sind es bereits 10 Prozent. Für Europa rechnet die Europäische Kardiologengesellschaft (ESC) mit rund 28 Millionen Betroffenen, in Österreich sind es etwa 250.000. Jährlich werden hierzulande 27.000 Personen mit der Diagnose Herzinsuffizienz stationär aufgenommen. (red)